Erhard Grossnigg

(c) Clemens Fabry
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Bene, Augarten Porzellan, Ankerbrot, Westbahn. Er ist an vielen bekannten Unternehmen beteiligt, die es ohne ihn wohl nicht mehr gäbe.

Er schreibt keine E-Mails, besitzt ein altes Handy – kein Smartphone. „Meine Mitarbeiter haben gelernt, meine Handschrift zu entziffern“, sagt Erhard Grossnigg. Wenn er in seinem Büro in der Wiener Walfischgasse seine Sicht der Dinge erklärt, zeichnet er das Gesagte auf seinem Notizblock nach, malt Kurven und Tortengrafiken, unterstreicht seinen Standpunkt im wahrsten Sinn des Wortes. „Austro Holding“ und „grosso holding“ steht an den oberen Ecken des Blocks gedruckt. In diesen beiden Unternehmen hat Erhard Grossnigg seine Unternehmensbeteiligungen versammelt. Sie umfassen Dutzende Unternehmen, etwa 8000 Beschäftigte und erzielen mehr als eine Milliarde Euro Umsatz.
Das Unternehmersein liegt ihm in Blut. In Linz als Sohn eines Gastwirts geboren, schlägt er aber die Bankerkarriere ein. Er arbeitet für die Chase Manhattan in New York und in Paris. Doch er will etwas, was ihm als Banker abgeht. „Ich wollte unternehmerische Verantwortung übernehmen“, erzählt er. 1979 gründet er seine Finanzberatung und beginnt sein erstes Unternehmen zu sanieren. Dabei ging es ihm stets um das Tun. Er sah sich von Anfang an nicht als Berater, sondern als Umsetzer. Grossnigg mischte sich in die operative Führung ein. Schnell hatte er den Beinamen „Sanierer“. Was nicht nur Angenehmes mit sich brachte.
„Es gab eine Zeit, da wollten Unternehmer gar nicht mit mir plaudern, wenn ich sie etwa bei den Salzburger Festspielen traf“, erzählt Grossnigg schmunzelnd. „Sie hatten Angst, jemand könnte daraus schließen, dass es ihnen wirtschaftlich schlecht geht.“
„Ausgewählte Referenzen“ ist auf seiner Firmenhomepage zu lesen. Darunter stehen knapp 100 Unternehmen, die Erhard Grossnigg in den vergangenen Jahrzehnten betreut hat. Von A wie Adeg bis Z wie Zellstoffwerk Pöls. Dazwischen so klingende Namen wie Ankerbrot, Augarten Porzellan, Avanti, Carrera-Brillen, Circus Roncalli, Dachstein, Forstinger, Kneissl, Stiefelkönig, Ueberreuter, Westbahn, Wienerwald-Kette. Nicht jede Sanierung ist geglückt, aber der Großteil. Grossnigg spricht auch lieber von Restrukturierung denn von Sanierung. Und er weiß, dass seine Handschrift auch hart ist. Erst vor knapp einem Jahr begann er den damals schwer angeschlagenen niederösterreichischen Büromöbelhersteller Bene umzukrempeln. Viele Menschen verloren ihren Job. Aber das 1790 gegründete, älteste Unternehmen Niederösterreichs wird überleben und mit ihm bleiben Hunderte Arbeitsplätze erhalten. „Vielleicht schaffen wir schon im ersten Jahr einen kleinen Gewinn“, sagt Grossnigg.
Sein Credo ist simpel: „Man darf als Unternehmer nicht mehr ausgeben als man einnimmt.“ Es sei leider menschlich, dass man unangenehme Dinge auf die lange Bank schiebt. „Viele gehen ja auch erst im letzten Moment zum Zahnarzt.“
Aus Erhard Grossnigg ist also so eine Art Unternehmenszahnarzt geworden. In wenigen Tagen feiert er seinen Geburtstag. „70 Jahre“ schreibt er auf seinen Notizblock. Und daneben „1962“. Das ist das Jahr, in dem die Republik Österreich letztmals mehr eingenommen als ausgegeben hat. (gh)


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