Robert Galler

(c) Subsurface Engineering
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Tunnelforscher

Befragt nach seiner Vision für das Zentrum am Berg (ZaB) in einem stillgelegten Teil des steirischen Erzbergs, freut sich Projektleiter Robert Galler vorerst über die Chancen für die Lehre: Endlich könne man die universitäre Ausbildung stärker mit Praxis erfüllen, indem Studenten direkt vor Ort mitarbeiten. Als Absolventen müssten sie ja schließlich auch ab dem ersten Tag die volle Verantwortung tragen, sagt der Vorstand des Lehrstuhls für Subsurface Engineering der Montan-Uni Leoben. Und so ist eine Studentin Bauleiterin, ein Student macht die Bauaufsicht für das ZaB.

Damit startete die wissenschaftliche Arbeit bereits vor dem Tunnelanschlag, der offiziellen Feier zum Projektstart, vorgestern, Donnerstag - die Fertigstellung des Projekts ist für 2019 geplant. Denn der gesamte Bau der fünf Tunnel ist ein Forschungsprojekt: Dabei lassen sich neue Tunnelvortriebsmethoden und Stützmaßnahmen testen oder das Gestein untersuchen. Sind die Versuchsröhren einmal fertig, können Forscher und Baufirmen hier ausprobieren, was bei kurzzeitigen Sperren von Verkehrstunnel kaum möglich ist: etwa Feuerversuche mit großen Brandlasten, die die Verkleidung der Röhre beschädigen könnten. Auch Lüftungskonzepte und die Ausbreitung von Gasen lassen sich testen. Mit dem angenehmen Nebeneffekt für Autofahrer, dass viele Sperren von Tunnel und damit verbundene Staus und Umleitungen künftig entfallen können.

Tunnelsicherheit ist ein zentraler, aber nicht der einzige Aspekt der Forschung unter Tage. Fix ist etwa bereits ein EU-Projekt, in dem die Forscher prüfen, ob sich Energie aus Solar- und Windenergie mit Hochdruck unter der Erde speichern lässt. Klappt das, könne man die fünf Megawatt Leistung der Anlage gleich für den Betrieb des Zentrums brauchen, so Galler. Er könnte sich auch vorstellen, dass Autos in Zukunft - mit Sensoren ausgestattet - autonom, also selbstständig, durch einen Tunnel fahren. So könnten Auffahrunfälle vermieden werden, meint er. Freilich brauche es dazu noch die Mitarbeit der Automobilindustrie. Das ist allerdings noch Vision.

Bereits sicher ist, dass auch Einsatzkräfte wie Feuerwehr und Rettung das Zentrum nutzen können, um unter realen Bedingungen zu trainieren. "Das gibt es in dieser Form nirgendwo in Europa", sagt Galler, dessen Expertise auch beim Bau von Semmering Basistunnel und Tunnelprojekten der Koralmbahn gefragt ist.

Woher rührt das Interesse an den Hohlräumen unter der Erde? Dass ihn Tunnelbau fasziniert, sei nach dem ersten Praktikum in der HTL klar gewesen, sagt Galler. Und so durchdringt die Passion, die er zu seinem Beruf gemacht hat, auch seine Freizeit: Er organisiert u. a. Weiterbildungskurse für eine internationale Tunnelbauakademie. Ob er nicht doch ein Hobby hat? Früher sei er viel Motorrad gefahren, erzählt Galler. Oder habe Gitarre gespielt. Beim Bau des Brennerbasistunnels etwa sei man abends gern zu Hause oder auf der Alm zusammengesessen, das habe die Gruppe zusammengeschweißt, sagt er. Und verband wieder Berufliches und Privates.


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