Barbara Imhof

(c) Paul Wilke
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Weltraum. Wie werden die Menschen künftig leben? Barbara Imhof arbeitet an Habitaten für Mond und Mars – Szenarien, die sich auch für die Erde nutzen lassen.

Die Frage, wie wir in Zukunft leben werden, hat Barbara Imhof schon immer beschäftigt. Sie studierte an fünf verschiedenen Unis und nahm von überall Ideen mit. Vor allem aber von der Universität für Angewandte Kunst, wo sie im Studio von Wolf D. Prix, dem Mitbegründer der Architektenkooperative Coop Himmelb(l)au, ihre Diplomarbeit verfasste. „Wenn man immer weiter in die Zukunft denkt – ob an Gebäude, Städte oder gesellschaftliche Verhältnisse – landet man irgendwann automatisch am Mars oder am Mond“, sagt die Architektin, die an der TU Wien mit einer „architektonischen Annäherung an das Design für eine Langzeitmission am Mars“ promovierte.
Davor studierte sie noch an der International Space University in Straßburg, wo sie die vielen Facetten der Weltraumwissenschaften kennenlernte. Und arbeitete für die Nasa an einer Testanlage, in der Leute isoliert lebten, wie es am Mars der Fall wäre. Für die europäische Raumfahrtagentur ESA beschritt sie als eine der Leiterinnen eines Design-Workshops zum Leben am Mond Neuland. Dabei lernte sie auch Astronauten kennen, die teilweise auch zu Freunden wurden. „Sie konnte man fragen, wie es ist.“ Bald hatte sie aber genug von der Fiktion und wollte „in wirklichen Projekten mitwirken“.
So arbeitete sie etwa an aufblasbaren Habitaten für Mond, Mars oder Orbit mit und am Prototyp eines selbst entfaltenden Hauses für extreme Umwelten. Sie befasste sich mit der Zusammenarbeit von Astronauten und Robotern, entwickelte einen Schlafsack für Astronauten in der Internationalen Raumstation ISS mit und auch ein Messgerät, das unebenes Terrain erfasst.
Wie kommt man als Architektin zu so umfassenden Kompetenzen? Durch ein gutes Team, denn 2004 begründete sie die Liquifer Systems Group mit: Weltraumingenieure, -architekten und Naturwissenschaftler arbeiten dort gemeinsam an Lösungen für das Weltall. Imhof ist eine der Geschäftsführerinnen.

Schlafen und essen muss man überall

Wer ihr Abgehobenheit bei den Themen attestiert, dem entgegnet sie: „Alles, was wir in Richtung Weltraum denken, hat auch Anwendungen auf der Erde.“ In einem Weltraumhabitat versucht man etwa, auf sehr engem Raum viele Funktionen unterzubringen: Für Arbeit oder Labor braucht es genauso Platz wie fürs Schlafen, Waschen oder Essen. Flexible Elemente, die mehr als eine Funktion haben, sind das Erfolgsgeheimnis, das auch in Millionenstädten hilft, wo der Platz knapp wird. Da und dort geht es darum, mit knappen Ressourcen zurechtzukommen, erneuerbare Energie zu nutzen, etwa über Solarpanele. Sogar, wenn Roboter darauf programmiert werden, sich in unwirtlicher Marslandschaft allein zurechtzufinden, kann man das auf der Erde nutzen: etwa nach Katastrophen wie Erdbeben, wenn Gebiete für den Menschen nicht mehr zugänglich sind.
Wie aber plant man Häuser für Orte, die man gar nicht kennt? Entscheidend sei die Vorstellungskraft, meint Imhof. Das gelte aber nicht nur für Weltraumarchitekten: Auch Schauspieler könnten nicht alles selbst erleben. (gral)


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