Unternehmertum

Alfred Heinzel: „Es macht Spaß, wenn man etwas selbst aufbaut“

Industrieller Alfred Heinzel.
Industrieller Alfred Heinzel.(c) Clemens Fabry
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Alfred Heinzel hat sukzessive den 1988 verkauften Papierkonzern zurückgeholt und erweitert. Jetzt ist er als Aufsichtsratspräsident aktiver Beobachter.

Wien. Als Wilfried Heinzel, einer der Industriellen-Pioniere der Nachkriegszeit, 1988 den von ihm aufgebauten Papierkonzern (Laakirchen, Ortmann, Bunzl & Biach und das Handelshaus) in Bausch und Bogen an die schwedische SCA verkaufte, war die Welt seines Neffen Alfred, der seit 1974 im Unternehmen arbeitete, nicht mehr heil. „Das hat mich getroffen, geprägt und angetrieben“, sagt Heinzel heute. Denn: „Es macht mehr Spaß, wenn man etwas selbst aufbaut, statt es geschenkt zu bekommen.“

Diese Überzeugung hat Heinzel auch seinen Söhnen vermittelt. Einer, Sebastian, führt nach Jahren als Journalist inzwischen den weltweit tätigen Papierhandel. Nicht, weil er Industriellenspross ist, sondern „weil er gezeigt hat, dass er es kann“.

Die Hände in den Schoß legen und lamentieren – was manch einer nach dem Konzernverkauf gemacht hätte – das entspricht so gar nicht Heinzels Naturell. Er wurde, wie er oft lachend erzählt „mitverkauft“ und stieg bei SCA Laakirchen zum Generaldirektor auf. Schon 1991 kaufte er mit Hilfe der Hausbanken den Papierhandel zurück. Neun Jahre später erfolgte der nächste Schritt: die Zellstofffabrik Pöls, trotz Umweltmaßnahmen als Dreckschleuder verschrieen und nicht so ertragreich wie gewünscht, stand zum Verkauf. Als Großkunde, der fürchten musste, bei einem Eigentümerwechsel seinen Rohstofflieferanten zu verlieren, fackelte Heinzel nicht lange und griff zu.

Rund 600 Millionen Euro hat Heinzel bisher investiert. Pöls ist einer der „grünsten“ Produzenten von chlorfrei gebleichtem Sulfatzellstoff in Europa und produziert auch Papier. Konkret Kraftpapier, das für flexible Verpackungen eingesetzt wird. Gerade wird eine zweiten Papiermaschine gebaut. Die erste ist die größte derartige in Europa. Auch abseits von Pöls ging es Schlag auf Schlag: Heinzel kaufte Biocel Paskov, Estonian Cell, Europapier und die Wellpapperohfabrik Raubling zu.

Der größte Coup gelang freilich 2013: Da kaufte er die Papierfabrik Laakirchen – samt der Mehrheit am Altpapier-Recycler Bunzl & Biach – zurück. Späte Genugtuung? Ein wenig schon, angesichts der Tatsache, dass so gut wie die gesamte österreichische Papierindustrie – von Frantschach über Neusiedler, Nettingsdorfer, Leykam und Steyrermühl – in ausländischer Hand ist. Wichtiger waren jedoch strategische Überlegungen hinsichtlich der Position von Laakirchen als Produzent von Magazinpapier.

In Laakirchen erfolgte im Vorjahr ein weiterer wichtiger Schritt: Mit dem 100 Millionen Euro teuren Umbau der Papiermaschine PM10, auf der bisher weißes Magazinpapier produziert wurde, startet die Fabrik die Produktion von recyclingbasiertem Wellpapperohpapier. Das wird wiederum für Verpackungen verwendet – der Wachstumsmarkt schlechthin.

Stillstand ist für Heinzel ein Fremdwort, auch wenn er sich an die Aufsichtsratsspitze zurückgezogen hat. Ganz aus den Augen verliert er das Unternehmen, das 2016 mit 2400 Mitarbeitern 1,8 Milliarden Euro Umsatz gemacht hat, nicht – auch wenn er nun mehr Zeit für die geliebte Jagd hat. (eid)


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