Axel Kühner: "Fehler darf man nur einmal machen"

Axel Kühner hat bei Greiner viel vor.
Axel Kühner hat bei Greiner viel vor.(c) Robert Maybach
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Axel Kühner ist der erste familienfremde Boss des Kunststoff-Konzerns Greiner. Das Experiment ist geglückt.

Seit fast 150 Jahren ist der Kunststoff-Konzern im Besitz der Familie Greiner. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Paradigmenwechsel kam aber 2010, als Axel Kühner von einem der wichtigsten Kunden, Daimler Benz, ins oberösterreichische Unternehmen geholt wurde. Nicht als Vertriebsprofi, der er schon beim Autobauer war – sondern als Chef. Der erste familienfremde Vorstand in der Firmengeschichte. „Ich bin mittlerweile angekommen“, beschreibt der gebürtige Deutsche die Anfangsphase, die für beide Seiten eine „große Herausforderung“ gewesen sei.
Als „Startkapital“ hat der 47-Jährige einen klaren Auftrag mitbekommen: Er sollte moderne Managementstrukturen und -methoden einführen, gleichzeitig aber den familiären Wertekern erhalten. Das scheint gelungen. Denn in den achteinhalb Jahren seiner Führung hat die Greiner-Gruppe den Umsatz von einer auf 1,5 Milliarden Euro erhöht und die Zahl der Mitarbeiter stieg von 7000 auf nunmehr über 10.000.
Wie hat er das gemacht? „Man muss sich Zeit nehmen und viel zuhören, darf nichts über's Knie brechen“, sagt Kühner. Zu Anfang sei er zudem viel unterwegs gewesen, immerhin hat die Gruppe 134 Standorte in 30 Ländern. Inzwischen kennt er fast alle und weiß um die unterschiedlichen Befindlichkeiten, Anliegen und auch Sorgen. „Aus dem Elfenbeinturm heraus geht gar nichts“: Diese seine Überzeugung fand der dynamische Manager in den „Wanderjahren“ bestätigt. Und noch etwas hat Kühner in seiner Führungsrolle gelernt: Nicht alles funktioniert auf Anhieb. Das Fazit daraus: „Man darf Fehler machen, aber nur einmal.“
Parallel zu seiner Aufgabe, dem stetig gewachsenen Familienunternehmen moderne Strukturen zu verpassen, galt es natürlich, das tägliche Geschäft weiterzuentwickeln. Schließlich agiert das Unternehmen in vier Kernbereichen: Greiner Packaging ist einer der führenden europäischen Verpackungshersteller, unter anderem für die Lebensmittelindustrie (Joghurtbecher). Greiner Foam ist stark bei Spezialschaumstoffen für Möbel, Autos und die Bauindustrie. Greiner Extrusion ist Weltmarktführer bei Extrusionswerkzeugen und Bio-One ist in der Medizin der Maßstab in Sachen Blut- und Urinentnahme sowie Analytik.
Was alle Sparten eint, ist der Kunststoff. Das soll auch so bleiben, so wie der Greiner-Slogan „Plastics for Life“, verweist Kühner auf die Langfriststrategie bis 2020, die gerade entwickelt wird. „Kunststoff und dessen Verarbeitung, das klingt trivial, aber da ist noch viel drin – neue Produkte und neue Technologien.“ Die Diversität sieht er nicht als Problem, die vier Sparten bleiben also sicher. In deren Rahmen wird zugekauft. Ändern wird sich dennoch etwas: „Die Kunststoffindustrie hat sich früher um ihr schlechtes Image wenig geschert. Wir müssen den Konsumenten erklären und sie aufklären, welchen positiven Beitrag wir für ihr Leben leisten.“ Ein wesentliches Thema dabei sei Recycling. Kunststoff verrotte halt erst in 500 Jahren. Ein Geschäft für die Ewigkeit also – fast. (eid)


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