Humanitäres Engagement.

Sabine Reisinger: Kinderhospiz – Hilfe ganz ohne Hilfe des Staates

Sabine Reisinger
Sabine Reisinger (c) Katarina Lindbichler
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Sabine Reisinger und ihr Team unterstützen im Kinderhospiz Netz 40 Familien mit schwerst kranken Kindern.

Wien. Erst vor wenigen Tagen hat Sabine Reisinger eine kleine Delegation von Teilnehmern ihrer Organisation an der Friedensflotte „mirno more“ in Kroatien verabschiedet. 800 sozial oder gesundheitlich benachteiligte Kinder und Jugendliche aus 20 Nationen sind derzeit rund um Split auf Segelschiffen unterwegs.

Diese Teilnahme ist mittlerweile zum jährlichen Fixpunkt des Arbeitsjahres der früheren Botschaftsangestellten Reisinger geworden. Im Jahr 2005 hat sie mit einer Palliativmedizinerin das mobile Kinderhospiz Netz gegründet. Der Hintergrund: Alleine in Wien leben ungefähr 800 Familien mit einem Kind, das schwerst und lebensbegrenzend erkrankt ist.

Reisinger hat selbst einen diesbezüglichen Schicksalsschlag erleiden müssen. Ihre Tochter ist verstorben, wie sie erzählt – 66 Tage nach der Geburt. Reisinger: „Sie war ihr ganzes Leben im Spital und wurde künstlich beatmet. Damals gab es gar keine Unterstützung außer in der Intensivstation. Es gab bis dahin kein Kinderhospiz.“

Daher absolvierte Reisinger die Ausbildung zur Lebensberaterin und griff zur Selbsthilfe. Sie gründete 2005 mit einer Ärztin das erste mobile Kinderhospiz Netz in Österreich. Jahrelang waren sie und ihrer Mitstreiterinnen ehrenamtlich tätig. Heute, mehr als ein Jahrzehnt später, können 40 Familien in Wien und Umgebung betreut werden. Mittlerweile sind 50 – natürlich geschulte – ehrenamtliche Mitarbeiter für das Kinderhospiz Netz (Motto: „Wir fangen auf“) tätig, daneben 13 Angestellte, darunter vier Pflegerinnen, drei Ärzte. Auch Psychotherapeuten, Sozialarbeiter und Seelsorger sind für das Kinderhospiz tätig.

Reisinger: „Die Eltern und auch die Geschwister von Schwerstkranken leben zurückgezogen, müssen ihr Kind 24 Stunden betreuen.“ Ihnen wird das Angebot gemacht, für ein paar Stunden die Betreuung zu übernehmen, im Tageshospiz oder auch zu Hause. Auf dass die Eltern einmal gemeinsam oder vielleicht auch mit den anderen Kindern einkaufen gehen, einen Ausflug machen oder einfach einmal ins Kino gehen können.
Apropos Geschwister schwerst kranker Kinder: Für die gibt es eine Geschwistergruppe. Reisinger erklärt, weshalb: „Diese Kinder stehen wegen der intensiven Betreuung der Kranken jahrelang in der zweiten Reihe.“ Demnächst, wenn genug Geld aufgetrieben werden konnte, ist ein räumlicher Ausbau des Tageshospizes geplant, der auch das Angebot zu einem Kinderhospizkompetenzzenturm vergrößern kann. Da wird mehr Beratung und eine Elterngruppe möglich sein.

Wunsch an die Politik

Die Angebote Sabine Reisingers und ihres Teams sind für die Teilnehmer mit keinen Kosten verbunden. Wie hoch dann die finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand für die Arbeit ihrer Organisation ist? Nun – es gibt schlichtweg keine. Daher Reisingers nahe liegender Wunsch an die Politik: „Es kann nicht sein, dass die Betreuung dieser schwer kranken Kinder nur über Spenden finanziert wird.“ (d. n.)


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