Erfolg international

Nora Waldstätten: „Durch und durch Wiener Madl“

Die Schauspielerin Nora Waldstätten.
Die Schauspielerin Nora Waldstätten.(c) Frederic Kern
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Die Schauspielerin, die in Berlin lebt, wird für heimische wie auch deutsche Produktionen gern gebucht – längst nicht mehr nur für eisige Rollen.

Wien. Dass Nora Waldstätten nach Berlin ausgewandert ist, ist mehr Zufällen geschuldet als einer bewussten karrieretechnischen Entscheidung. Geblieben ist sie dort nach ihrem Schauspielstudium dennoch – und wird, auch dank intensiven Dialekttrainings, für deutsche Produktionen ebenso gern gebucht wie österreichische. Heuer zu sehen war die 35-Jährige als eifrige Musikredakteurin in Josef Haders „Wilde Maus“ oder als verschlossene Kommissarin in der ORF-ZDF-Filmreihe „Die Toten vom Bodensee“.

Mit unterkühlten, unnahbaren Rollen wie dieser hat einst auch die Filmkarriere der Schauspielerin mit der noblen Blässe begonnen – bei den nördlichen Nachbarn: Auf sich aufmerksam machte sie als mordende Schülerin in einer „Tatort“-Folge, später spielte sie die deutsche Terroristin Magdalena Kopp im Golden-Globe-gekrönten Film „Carlos – Der Schakal“ oder die Marie in „Woyzeck“.

Der Durchbruch in Österreich gelang ihr 2013 an der Seite von Ursula Strauss und Peter Simonischek in Götz Spielmanns stillem Drama „Oktober November“. „Damit bin ich nach Hause gekommen“, erzählt Waldstätten der „Presse“. „Diese Sprache ist mir so nah! Da habe ich richtig gemerkt, wie eine große Sehnsucht gestillt wurde.“ Seitdem spielte die gebürtige Wienerin, die schon mit sechs Jahren am Badener Stadttheater Ballett tanzte und mit zwölf ebendort mit ihrer ersten Sprechrolle auf der Bühne stand, etwa in der schwarzhumorigen Serie „Altes Geld“, in mehreren Filmen des französischen Regisseurs Olivier Assayas (etwa in „Personal Shopper“ mit Kristen Stewart) und in Wolfgang Murnbergers Wolf-Haas-Verfilmung „Das ewige Leben“.

Auf den Plakaten dazu wurde sie noch als Nora von Waldstätten gelistet: Den hierzulande offiziell verbotenen Adelstitel hatte sie zu Beginn ihrer Karriere in ihren Künstlernamen gepackt – mehr als rhythmischen Zusatz denn als Hinweis auf ihre Herkunft, wie sie betont. Anfang dieses Jahres strich sie ihn wieder, weil er bei vielen Menschen falsche Vorstellungen geweckt habe: „Man könnte denken, dass ich in einem Schloss groß geworden wäre, dass für alles gesorgt sei. Ich habe mir in meinem Beruf aber jeden Schritt sehr hart erarbeitet!“

Wandelbarkeit durch Sprache

Auf ihre Filme bereitet sie sich sorgfältig vor, legt für jede Rolle ein Buch an, in dem sie Vorgeschichte, Seelenleben und Vorlieben der Figur erarbeitet. Und sprachliche Merkmale: Spricht sie in sich hinein, oder schießt sie Wörter wie Pfeile? Artikuliert sie schnell oder gelassen? „Die Mentalität gibt den Sprachduktus vor“, sagt Waldstätten. Und: „Genauso, wie ich mir die Haare färben und Kostüme anziehen kann, kann ich auch mit der Sprache eine Wandelbarkeit erzeugen.“

Den Großstadthimmel über den weiten Straßen ihrer Wahlheimat Berlin liebt Waldstätten; wenn sie Heimweh hat, dann aber nach Österreich. „Ich bin durch und durch ein Wiener Madl“, sagt sie. Ob sie eines Tages wieder hier leben wird? „Ich lasse das Leben entscheiden. Nicht, dass ich nicht meinen Teil dazu beitrage, aber ich habe keinen Fünfjahresplan.“ (kanu)


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