Kulturerbe

Emmanuel Tjeknavorian: Ein neuer Wundergeiger aus Wien erobert die Welt

(c) Uwe Arens
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Mit zwei Jahren bereits auf dem Podium, mit 15 Wiener Meisterschüler, mit 21 „Rising Star“ – Geigespielen auf Spitzenniveau ist offenbar ganz einfach . . .

Rolando Villazón holte ihn in die TV-Show „Stars von morgen“. Das war gestern. Heute ist Emmanuel Tjeknavorian längst übers Stadium des Geheimtipps hinaus. Spätestens als er im Vorjahr im Wiener Konzerthaus für den erkrankten David Garrett einsprang, wusste man, was Tjeknavorian wirklich kann: Es ist eines, ein musikalisches Kennerpublikum von virtuosen Qualitäten zu überzeugen. Es ist etwas ganz anderes, die Fans eines Crossover-Stars über den Ausfalls ihres Idols hinwegzutrösten.
Das erste Mal auf dem Podium stand Tjeknavorian bereits als Zweijähriger. Sein Vater Loris, Komponist und Dirigent, ließ ihn bei einem Konzert mitdirigieren. Um nichts in der Welt hätte damals die Mama, eine Pianistin, erlaubt, dass ihr Bub eine Musikerkarriere einschlägt. Sie wusste um die Härten des Berufs. Doch als der Vater von einer Reise doch eine Viertelgeige mitbrachte, war's passiert. Mit fünf bekam Emmanuel Unterricht. Mit sieben stand er bereits als Solist auf der Bühne. Mit 15, die Familie war wieder nach Wien übersiedelt, kam Emmanuel unter die Obhut von Gerhard Schulz.
Von der bisher gepflegten „russischen Schule“ ging es also in Richtung des wienerischen Klangstils – der junge Künstler hat sich von beidem das Beste herausgepickt, erweist sich deshalb in verschiedensten Stilen als traumwandlerisch sattelfest.
Die technisch-stilistische Sicherheit schafft Freiheit: Musik zu machen empfand er schon als Teenager als pure Ekstase. Und doch ist er, seine Kammermusik-Auftritte lehren das, ein wunderbarer Teamplayer. Als Fußballspieler war der bekennende Real-Madrid-Fan während der Schulzeit ein gesuchter Mittelstürmer. Nur die Monate vor der Matura gab es weder Konzertpodium noch grünen Rasen, sondern auf drohend-dringliche Bitten des Gymnasialdirektors ein paar Monate ausschließlich Mathematik, Deutsch, Physik und Co.
Dieser Entziehungskur folgt gottlob bald der Rückfall. Von ihm profitiert seither die ganze Musikwelt. Sie horchte auf, als Tjeknavorian in Helsinki beim Sibelius-Wettbewerb den zweiten Platz und den Preis für die beste Interpretation des Violinkonzerts des Namenspatrons einheimste.

Mit Musik aller Stile um die Welt

Seither hat er nicht nur mit dem Sibelius-Konzert die Welt erobert. Sein Repertoire ist bereits immens, nebst den berühmten „großen Brocken“ engagiert er sich auch für Raritäten und Neue Musik. Musikverein und Konzerthaus schickten den Jungmeister in der Saison 2017/18 als „Rising Star“ um die Welt. Und auf Radio Klassik hört man ihn einmal im Monat als Moderator einer Sendung, deren Titel lehrt, wie man den Namen Tjeknavorian auszusprechen hat: „Klassik-Tjek“. Gecheckt wurde dabei unter anderem auch schon, „ob man für Violinabende immer ein Klavier braucht“. Braucht man nicht, zumindest dann nicht, wenn man Tjeknavorian heißt. Die erste Solo-CD und manches Solo-Recital bestritt der Geiger mit stupender Virtuosität bereits im Alleingang.


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