„Der Druck zu innovieren ist groß“

Hermann Frank, Vorstand des Forschungsinstituts für Familienunternehmen der WU Wien: „Familienbetriebe geben bei Innovation weniger aus, holen aber mehr heraus.“
Hermann Frank, Vorstand des Forschungsinstituts für Familienunternehmen der WU Wien: „Familienbetriebe geben bei Innovation weniger aus, holen aber mehr heraus.“FOLTIN Jindrich / WB
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Good-Practice-Fallanalysen. Innovationskraft ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg eines Unternehmens. Familienbetriebe haben dabei einen speziellen Zugang.

Kein Vorwärtskommen ohne Innovation. Innovationen sind der Treibstoff – und sie gelten „als Erfolgselixier für Unternehmen aller Größe“, betonen Hermann Frank, Reinhard Altenburger und Alexander Keßler in ihrem Buch „Innovationen in Familienunternehmen“, das im Facultas-Verlag mit Unterstützung des Landes Niederösterreich erschienen ist. Die drei Hochschulprofessoren und Familienunternehmensexperten haben dazu mehr als 100 nationale und internationale empirisch quantitative Studien von Kollegen angeschaut und darauf aufgebaut.

„Der Druck zu innovieren ist groß. Denn in Summe einer langfristigen Orientierung will keiner ein heruntergekommenes Unternehmen übergeben“, sagt Frank. In ihrer Analyse kommen die drei Hochschulexperten zum Schluss, dass Familienunternehmen nicht weniger innovativ sind als andere Unternehmen – aber dabei deutlich anders in ihrem Denken und Handeln agieren. „Bedingt durch die Ziele und Eigenschaften der Unternehmerfamilie unterscheiden sich Innovationsstrategien, -prozesse und -ergebnisse allerdings wesentlich von jenen anderer Unternehmen“.

Generell sei ersichtlich, dass Familienunternehmen oft zwar weniger Innovations-Input hätten, aber mehr Output, sagt Frank: „Sie geben weniger aus, holen dafür aber mehr heraus.“ Das liege auch daran, dass man im Innovationsprozess als Familienunternehmen schneller Entscheidungen trifft.

Familienbetriebe haben beim Thema Innovation generell einen speziellen Zugang. Sie gelten, was ihr Innovationsverhalten betrifft, als eher als „risikoscheu und konservativ“. Was damit zu tun hat, dass Familienbetriebe Investitionsvorhaben überwiegend aus der eigenen Tasche finanzieren. Sie sind dabei durchaus bereit, kurzfristige Rückschläge in Kauf zu nehmen, wenn das der Sicherung des langfristigen Unternehmenserfolgs zugutekommt.

Die Studienautoren kommen auch zum Schluss, dass vieles dafür spreche, dass sich Familienunternehmen stärker bei „unsichtbaren“ Innovationen, wie zum Beispiel bei Prozessinnovationen, engagieren. In Bezug auf das Ausmaß der Innovationen würden Familienbetriebe den Fokus häufig auf inkrementelle Innovationen legen.

Auch setzten Familienunternehmen weniger auf „radikale Neuheiten“, da man oft risikoavers sei. „Kleine und mittlere Unternehmen patentieren auch nicht so gern“ – da sie meinen, sie hätten keine Chance bei einem möglichen Rechtsstreit, wenn Konzerne das durchs Patent verfügbare Wissen für sich nutzen und abwandeln.

In ihrem Buch zeigen die Autoren auch fünf spannende Good-Practice-Fallanalysen von erfolgreichen niederösterreichischen Familienbetrieben. Am Ende seien als Ergebnis und Klammer „elf Gebote“ herausgekommen, so Frank, als Lernpotenzial für innovationsinteressierte Familienunternehmen.

»Familienbetriebe zeichnen sich durch die Verzahnung der beiden Systeme Familie und Unternehmen aus. Wie gut diese Zahnräder ineinandergreifen, macht in vielen Fällen den Erfolg oder den Misserfolg des Unternehmens aus. Im Gegensatz zu anderen Unternehmenstypen haben Familienbetriebe darüber hinaus ganz spezifische Herausforderungen zu meistern – dabei spielt eine verantwortungsvolle Führung eine ebenso große Rolle wie generationenübergreifendes Denken und Handeln. Als Familienunternehmen mit über 190 Jahren wissen wir die Vielfalt und den Unternehmergeist aller Wettbewerbsteilnehmer sehr zu schätzen. Wir finden, dass die Leistungen der heimischen Familienbetriebe viel öfter ins Scheinwerferlicht gerückt werden sollten.«

Werner G. Zenz, Vorstandssprecher Bankhaus Spängler:

Compliance:

Die Berichterstattung und der Wettbewerb „Österreichs beste Familienunternehmen“ werden von der „Presse“-Redaktion unabhängig gestaltet. Das Bankhaus Spängler, die BDO und die Österreichische Notariatskammer sind Kooperationspartner.

Redaktion: Hans Pleininger, hans.pleininger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2019)


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