Was ich lese: Andrea Schurian

Ich hab das Buch auf dem Flug nach New York gelesen - vielleicht hat es mich deshalb so berührt. Und weil ich selber Kinder in dem Alter habe, das die Hauptperson des Romans hat. Und weil New York eine so verteufelt spannende, verwirrende Stadt ist.

Jedenfalls: schon lange hat mich kein Buch mehr so weinen und lachen gemacht wie Jonathan Safran Foers neuer Roman Extrem laut und unglaublich nah (Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln). Brillante Sprache und Form, Gedanken, Buchstaben, Sätze, Zeilen bis zur Unleserlichkeit und Schmerzgrenze ineinander verschmolzen.

Die Geschichte des neunjährigen Oscar, hoch begabt, neunmalklug und vom Schicksal verwirrt, ist ein Schlüsselroman, im wahrsten Wortsinn. Seinen Vater hat er bei den Terroranschlägen auf die Twin-Towers verloren. Und nun streift er durch die Straßen, besucht für ihn wildfremde Menschen und überwindet seine Höhenangst - weil er zu einem Schlüssel aus der Hinterlassenschaft des Vaters das passende Schloss sucht.

Nach der Odyssee eines Kindes findet sich im Roman Züchtigung von Waltraud Anna Mitgutsch (Deutscher Taschenbuch Verlag, München) eine durch die Kindheit: immer wieder lesenswert, immer wieder grausam gut. Ein grandioses, beängstigendes eindringliches Erstlingswerk der österreichischen Schriftstellerin (dem übrigens viele eindringliche weitere Romane gefolgt sind) über wunschlos unglückliche Kindheiten dreier Mädchengenerationen auf dem Lande.

Unglücklich ist auch das literarische Personal in Nick Hornbys Roman A long way down (Kiepenheuer & Witsch Verlag, Köln). Ein erfrischend heiteres Buch für Silvestermuffel wie mich. Da hocken sie also in dieser unfrohen "Nacht der Nächte" auf dem Dach, vier verkorkste Typen, voller Liebeskummer und Lebensleid, und wollen sich gemeinsam (oder nacheinander?, so genau erfährt man das nicht) hinunter stürzen. Irgendwann.

Anders als die meisten Kritiker habe ich Nick Hornbys "A long way down" mit großem Vergnügen gelesen. Ach ja, und meist outen sich die Menschen an dieser Stelle als kluge Fans von Sachbuch und Fortbildungsliteratur. Ich bekenne: Ich liebe Belletristik. Und für Sachbücher habe ich derzeit keinen Kopf.

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