Ein TV-Bericht in Nordkorea gibt Rätsel auf: Zeichentrickfiguren aus dem Land des Todfeinds treten bei einem Konzert auf. Im Publikum: ein lächelnder Kim Jong-un.
Mickey Mouse und die nordkoreanische Herrscherdynastie: Das scheint eine heimliche Liebesgeschichte zu sein. 2001 soll sich der ältere Bruder des nunmehrigen Diktators Kim Jong-un aller Chancen auf die Nachfolge beraubt haben, weil er versuchte, mit einem ausländischen Pass nach Disneyland in Tokio zu gelangen. Und auch sein Diktatoren-Bruder suchte kürzlich die Nähe zu den Zeichentrick-Figuren aus den USA und damit dem Land des nordkoreanischen Todfeinds.
Das Staatsfernsehen zeigte Bilder einer Musikveranstaltung in Pjöngjang, bei der neben Violistinnen und Sängerinnen auch als Disney-Figuren wie Mickey Mouse, Tiger und Co. kostümierte Künstler auf der Bühne herumhüpften. Im Publikum: ein gut gelaunter Diktator und seine Generäle. Bei dem Konzert eines eigens von Kim Jon-un gegründeten Frauen-Orchesters sollen auch Ausschnitte aus den Disney-Filmen „Dumbo" und „Schneewittchen und die sieben Zwerge" gezeigt worden sein. Die staatliche Presse schrieb dazu lediglich, auch „unbenannte ausländische Lieder" seien auf dem Programm gestanden.
"Grandioser Plan für Wende in Kulturpolitik"
Disney wusste von der Veranstaltung nichts: „Das war weder lizensiert noch autorisiert von der Walt Disney Company", erklärte eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber der "New York Times". Welchen Zweck Nordkorea und sein Diktator mit der Veranstaltung verfolgten, bleibt ein Rätsel. In einem Veranstaltungsbericht der staatlichen Presseagentur ist aber zu lesen, dass Kim Jong-un einen „grandiosen Plan für eine dramatische Wende auf dem Gebiet der Literatur und Künste hat". Es ist jedenfalls äußerst ungewöhnlich, dass Mickey Mouse im nordkoreanischen Staatsfernsehen zu sehen ist.
Wie berichtet, gab auch die weibliche Begleitung Kim Jong-uns Rätsel auf. Südkoreanische Medien mutmaßten, es könnte sich um eine Schwester des Diktators oder auch die neue "First Lady" Nordkoreas handeln.
(Red.)
