Verstaatlichung ganz lieb

Die ÖVAG hat den Staat rund eine Milliarde gekostet. Zu sagen hat er dort aber wenig.

Man lernt bekanntlich nie aus. Und also dürfen wir uns heute bahnbrechende Erkenntnisse aneignen. Nämlich: Verstaatlichungen sind per se nichts Böses. Im Gegenteil: Sie bieten dem Staat, der generell kein sonderlicher Sympathieträger ist, ungeahnte Möglichkeiten der Imagepolitur. Wir präsentieren die Verstaatlichung mit menschlichem Antlitz.

Wie die geht? Das Beispiel ÖVAG macht es vor: Das Institut, das finanziell ja nicht so gut dasteht, wurde im Februar verstaatlicht. Rund eine Milliarde Euro hat das die Republik Österreich (also uns Steuerzahler) gekostet.

Jetzt könnte der Staat natürlich per Holzhammermethode dort einen neuen, kompetenten Chef installieren – nach dem Motto: Wer zahlt, schafft an. Tut er aber nicht: Ebendieser Staat hat sich im Aufsichtsrat nämlich keine Mehrheit gesichert. Und damit herrschen in der ÖVAG quasi basisdemokratische Zustände. Mit allem, was dazugehört: Streit, Diskussionen, keine Entscheidungen.

Macht nichts. Wir haben ja Zeit. Geld sowieso. Und der Wohlfühlfaktor ist auch viel wert: Die Volksbanken haben mit ihrem Spitzeninstitut ÖVAG ohnehin schon viel Ungemach erleiden müssen. Da ist es nur recht und billig, dass sie bei der Besetzung des Chefsessels ordentlich mitreden dürfen. So viel Großzügigkeit muss sein.

Wir lernen also: Die antiautoritäre Verstaatlichung ist das Modell der Zukunft. Mehr Menschlichkeit, lautet die Devise in wirtschaftlich düsteren Zeiten. Der Steuerzahler sieht das sicher auch so. Oder?

obfuscationcom" target="_blank" rel="">hanna.kordik@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.07.2012)

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