Niederlande: Sterbehilfe nahm zu

(c) APA (Thomas Kienzle)
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Zehn Jahre nach Verabschiedung des „Euthanasie-Gesetzes“ zieht eine Studie Zwischenbilanz. Inzwischen seien die Ärzte mit den Bedingungen, unter denen sie Sterbehilfe leisten dürfen, vertraut.

Den Haag/Htz. Als die Niederlande vor zehn Jahren als erstes Land ein sogenanntes „Euthanasie-Gesetz“ einführten, das die aktive Sterbehilfe durch Ärzte regelte, hagelte es weltweit Kritik. Der Papst protestierte ebenso wie konservative US-Politiker, die den Vergleich mit dem NS-Regime nicht scheuten.

Nun wurde eine erste Zwischenbilanz gezogen: Die Zahl der Fälle von ärztlicher Sterbehilfe ist in der ersten Phase nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes zunächst gesunken und lag 2005 bei 1,7 Prozent aller Todesfälle. Seither stieg die Quote aber auf 2,6 Prozent im Jahr 2010 an, als 4050 Menschen in den Niederlanden mithilfe eines Arztes in den Tod gingen. Damit wurden 45 Prozent der Sterbehilfegesuche tatsächlich bewilligt, 55 Prozent wegen der strengen Kriterien abgelehnt. Das geht aus einer Studie der drei Universitäten Amsterdam, Rotterdam und Utrecht hervor.

„Der Trend lässt sich so erklären, dass viele Ärzte direkt nach Einführung des Euthanasie-Gesetzes verunsichert waren. Sie wussten noch nicht, wie sie damit umgehen sollten“, stellt Bregje Onwuteaka-Philipsen von der Freien Universität Amsterdam fest. Inzwischen seien die Ärzte mit den Bedingungen, unter denen sie Sterbehilfe leisten dürfen, vertraut.

Thema wurde enttabuisiert


Und die sind sehr streng: Ein Patient muss unheilbar krank sein und bei vollem Bewusstsein den Wunsch zur Sterbehilfe schriftlich geäußert haben. Der Arzt muss die Meinung eines Kollegen einholen, wenn er aktiv Sterbehilfe leisten will. Und er muss im Anschluss den Fall der Ärztekammer melden.
„Das sind klare Vorgaben“, sagt Walburg de Jong von der „Vereinigung freiwilliges Lebensende“: „Die Sterbehilfe findet nun nicht mehr in einer Grauzone statt.“
Auch einen weiteren Effekt hatte das Euthanasie-Gesetz: Das Thema Sterbehilfe ist seither nicht mehr von einem Tabu belegt.

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