ÖVAG: Gewinn durch Sondereffekte

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oeVAG Gewinn durch Sondereffekte(c) Clemens Fabry
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Die Österreichische Volksbanken AG bekommt mit Stephan Koren einen neuen Chef. Auch Rainer Borns vom Österreichischen Genossenschaftsverband zieht in das Führungsgremium der ÖVAG ein.

Die Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) hat sich überraschend schnell erholt. Laut „Presse“-Informationen soll sie im ersten Halbjahr 2012 ein positives Ergebnis verbucht haben. Die genauen Zahlen werden in den nächsten Wochen veröffentlicht

Im Vorjahr hatte die ÖVAG einen Verlust von einer Mrd. Euro erwirtschaftet und musste Ende Februar 2012 mit der Teilverstaatlichung aufgefangen werden. Die positive Entwicklung im ersten Halbjahr hängt aber weniger mit dem operativen Geschäft als mit Sondereffekten zusammen. Wie andere österreichische Finanzkonzerne auch kaufte die ÖVAG in den vergangenen Monaten sogenannte Hybridanleihen zurück. Abzüglich aller Kosten konnte das Volksbanken-Spitzeninstitut dadurch einen Gewinn von 130 Mio. Euro erzielen.

Im Zuge der Finanzkrise sind nicht nur die Aktienkurse der Banken gesunken, sondern auch die Hybridpapiere verloren an Wert – zeitweise mehr als 50 Prozent. Die Banken kaufen nun diese Anleihen zum günstigen Kurs zurück. Den Differenzbetrag können sie in der Bilanz als Gewinn ausweisen.

Bei der Erste Group brachte im ersten Quartal 2012 der Rückkauf von Hybridanleihen einen Erlös vor Steuern von 250,6 Mio. Euro. Bei der Bank Austria gab es einen positiven Effekt von 124 Mio. Euro. Auch die Raiffeisen Bank International profitierte vom Rückkauf solcher Wertpapiere.

„Wer soll das verstehen?“

Nicht alle Banker sind über diese Form der Gewinnsteigerung glücklich. Erste-Bank-Chef Andreas Treichl meinte dazu auf der Hauptversammlung: „Wir kaufen unsere eigenen Papiere zurück und machen damit Gewinne. Ist die Welt nicht wunderbar? Aber wer soll das noch verstehen?“

Mit dem positiven Halbjahresergebnis beschert die ÖVAG ihrem neuen Chef Stephan Koren ein Einstandsgeschenk: Der Aufsichtsrat hat am Dienstag den früheren Bawag-Vize zum neuen Vorstandsvorsitzenden ernannt. Der ÖVP-nahe Banker Koren ist der Wunschkandidat von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP). Er soll das Institut nachhaltig sanieren.

Damit hat sich die Volkspartei im Gerangel um die wichtigsten ÖVAG-Posten durchgesetzt. Der frühere ÖVP-Politiker und Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Hansjörg Schelling, ist seit April neuer Präsident des Aufsichtsrats. Die Sozialdemokraten sprachen sich gegen Schelling aus. Sie schlugen den früheren Bank-Austria-Vorstand Franz Zwickl als Chefkontrolleur vor.

Neben Koren zieht auch Rainer Borns vom Österreichischen Genossenschaftsverband in das Führungsgremium der ÖVAG ein. Borns wurde von den 62 Bundesländer-Volksbanken nominiert. Diese sind mit über 50 Prozent die Hauptaktionäre bei der ÖVAG. Der Staat hält 43 Prozent der Anteile, der Rest gehört anderen Banken.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2012)

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