Zu der Eröffungsfeier am Mittwoch wird viel Prominenz erwartet. In den vier Festspiel-Woche werden auf der Seebühne über 80 Veranstaltungen geboten.
Bundespräsident Heinz Fischer hat am Mittwoch die 67. BregenzerFestspiele eröffnet. Das Festival am Bodensee, das heuer unter dem Motto "Erinnerungen an die Zukunft" stattfindet, bietet rund 80 Veranstaltungen, knapp 166.000 Karten sind aufgelegt. Im Zentrum steht wie immer das Spiel auf dem See, heuer die Reprise des Revolutionsdramas "Andre Chenier" von Umberto Giordano (Premiere: 19. Juli). Am Mittwochabend war aber zunächst die Uraufführung der Hausoper "Solaris" von Detlef Glanert nach Stanislaw Lems Roman angesetzt.
Keine Denkverbote
Fischer knüpfte bei seiner Eröffnungsrede, der rund 2000 Gäste im Festspielhaus folgten, an das diesjährige Festspielmotto an. Dem Zukünftigen müsse man mit dem Wissen und der Erfahrung der Vergangenheit und der Gegenwart begegnen. Neue Phänomene würden laufend mit althergebrachten Lösungsvorschlägen beantwortet. Es stelle sich die Frage, ob es überhaupt möglich sei, das Neue zu wagen, ohne auf alte Muster zurückzugreifen. Es gehe nicht darum, das Alte aus dem Gedächtnis zu verdrängen, "sondern dem Neuen nicht mit Denkverboten, sondern mit Mut und Offenheit zu begegnen". "An Mut für das Neue darf es gerade jetzt weder in der Politik noch in der Gesellschaft mangeln", appellierte Fischer. Dabei könne neue Kunst ein Wegweiser sein.
Ganz Bregenz steht bei den Festspielen wieder im Zeichen der Kunst. Auf der weltgrößten Seebühne im Bodensee wird Umberto Giordanos "André Chénier" gespielt. Unter vielen weiteren Spielstätten zeigen das Bregenzer Festspielhaus und die Kammeroper mit "Solaris" und "Nijinskys Tagebuch" außergewöhnliche Produktionen. >> Hier geht's zum Programm Bregenzer Festspiele / Babette Karner
Nach 20 Jahren nimmt Harald Serafin heuer als Intendant von den Operettenfestspielen Mörbisch Abschied. Unter vielen mehr sind 2012 Helmuth Lohner und Daniel Serafin in Johann Strauss "Die Fledermaus" auf der Seebühne am Neusiedlersee vertreten. Seefestspiele Mörbisch: Die Fledermaus 12. 7. - 25. 8. 2012 Seefestspiele Mörbisch
"Wie es euch gefällt", Shakespeares romantischte Komödie wird Juli und August in der runden Theaterbühne unweit der Rosenburg gespielt. Im Rahmen der Shakespeare Festspiele wird seit einigen Jahren jeden Sommer ein anderes Stück des Dramatikers im Renaissanceschloss aufgeführt. Shakespeare Festspiele: Wie es euch gefällt 6. 7. - 12. 8. 2012 Festspiele Rosenburg
Die beiden Uraufführungen "Die Päpstin" und "Like a Virgin" sind bei den Sommerspielen in Melk zu sehen. Der Roman "Die Päpstin" nach Donna Woolfolk Cross widmet sich ganz dem Thema der Frauen. In "Like a Virgin" wird die Musikgeschichte der 80er Jahre von Madonna bis Falco Revue gespielt. Sommerspiele Melk: Die Päpstin 21. 6. - 4. 8. 2012 Like A Virgin 5. 7. - 11. 8. 2012 www.photo-graphic-art.at
"Orpheus" oder "Die wunderbare Beständigkeit der Liebe" wird ab 4. Juli in Retz zu sehen sein. Die Barockoper von Georg Philipp Telemann wird zum ersten Mal seit dem Wiederauffinden der Partitur aufgeführt. Mathias Hausmann, Bernarda Bobro und Katharina Stummer besetzen die zentralen Rollen des Dreiakters. Festival Retz: Orpheus 4. 7. - 15. 7. 2012 Claudia Prieler
Auf Schloss Weitra wird den Sommer über einiges geboten. Die Lesung "Wer kann da über Liebe sprechen..." mit Nicolas Ofczarek ist neben dem Stück "Liebe, Lust und Lüge" zu sehen. Schloss Weitra: Liebe, Lust und Lüge 19. 7. - 19. 8. 2012 Wer kann da über Liebe sprechen... 2. 8. 2012 Schloss Weitra
"Das Kamel geht durch das Nadelöhr" wird im Rahmen der Wachaufestspiele in Weissenkirchen aufgeführt. In der Komödie von Frantisek Langer finden Arm und Reich über Umwege zueinander. Star des Stücks ist Waltraud Haas. Wachaufestspiele Weissenkirchen: Das Kamel geht durch das Nadelöhr 25. 7. - 26. 8. 2012 Sam Madwar
In Stockerau ist dieses Jahr das Erfolgsmusical "A Chorus Line" zu sehen. Beim Casting für ein geplantes Broadway-Musical kann Zach (Alfons Haider) nur acht der vielen Bewerber für die Produktion auswählen. Stockerau Open Air Festival: A Chorus Line 9. 7. - 18. 8. 2012 (c) Inge Prader
Von 5. bis 28. Juli findet das Salzburger Sommertheater im Odeion Kulturforum statt. Unter dem Motto Festspiele für Jedermann gibt es mit Theater, Musik und Tanz eine Alternative zu den Salzburger Festspielen. Salzburger Sommertheater: 5. - 28. 7. 2012 www.flausen.at
Vier verschiedene Stücke sind unter dem sich öffnenden Glasdach der Bühne Baden zu sehen. Die Stücke "Die drei Musketiere" und "Der Bauer als Millionär" wie die Operette "Gräfin Mariza" und das Musical "Evita" stehen auf dem Spielplan. Bühne Baden Sommerarena: Die drei Musketiere 22. 6. - 31. 8. 2012 Gräfin Mariza 13. 7. - 6. 9. 2012 Der Bauer als Millionär 28. 7. - 8. 9. 2012 Evita 11. 8. - 5. 9. 2012 Lukas Beck
Die Komödie nach dem Film "Keinohrhasen" ist mit Reinhard Nowak im Stadttheater Berndorf zu sehen. Auch Elke Winkens und Nina Hartmann stehen unter Intendant Michael Niavarani mit "Ein ungleiches Paar" in Berndorf auf der Bühne. Stadttheater Berndorf: Keinohrhasen 26. 7. - 14. 7. 2012 Ein ungleiches Paar 28. 8. - 8. 9. 2012 Petra Benovsky
Shakespeares "Was ihr wollt" wird bei den diesjährigen Schloss-Spielen in Kobersdorf zu sehen sein. Ein Stück über das Liebes Chaos der Bewohner eines fremden Landes verstrickt sich zu einem komplizierten Drama. Shakespeare löst die wirren Beziehungsverhältnisse am Ende auf. Schloss-Spiele Kobersdorf: Was ihr wollt 3. - 29. 7. 2012 Wolfgang Voglhuber
Zum 15. Mal finden die Tiroler Festspiele im Passionsspielhaus Erl statt. Auf dem Repertoire stehen vier Wagner-Opern, zum ersten Mal wird auch eine italienische Oper aufgeführt, diesmal Puccini. Das Haydn-Orchester wird neben vielen Solisten zu hören sein. Erstmals werden 2012 nicht nur Sommerfestspiele sondern auch eine eigene Wintersaison stattfinden. Tiroler Festspiele Erl: 5. - 29. 7. 2012 Peter Kitzbichler
"Don Pasquale" von Donizetti steht am diesjährigen Programm der Operklosterneuburg. Im Kaiserhof des Stiftes nimmt die Geschichte um den reichen, alten und heiratsfähigen Junggesellen Don Pasquale seinen Lauf. Operklosterneuburg: Don Pasquale 8. - 31. 7. 2012 Lukas Beck / Operklosterneuburg 2011
"Der Wildschütz" eine komische Oper von Albert Lortzing ist im Rahmen des Festivalsommers J:opera Jennersdorf zu sehen. Im Stück verkleiden sich zwei Aristokraten um ihrer Verheiratung zu entkommen, jedoch ohne Erfolg. Böcke werden reihenweise geschossen, versehentlich auch ein Esel. J:opera Jennersdorf Festivalsommer: Der Wildschütz 2. - 12. 8. 2012 (c) Michael Schmidt
Eine Reise von Bregenz nach Melk
Der Weg zum "So-noch-nie-Erlebten"
In seiner ersten Begrüßungsrede als Bregenzer Festspielpräsident nannte Hans-Peter Metzler das Ziel, der Kunst zu ermöglichen "ihren ureigenen Weg zu beschreiten, nämlich den vom Bekannten zum Unbekannten, zum So-noch-nicht-Gesehenen, zum So-noch-nicht-Gehörten - und, im glücklichsten Fall, zum So-noch-nie-Erlebten". Dabei gelte es nicht nur, den Weg der letzten Jahre weiterzugehen und Ideen zu entwickeln, sondern auch explizit "Meilensteine" zu setzen. "Das ist unser unbedingtes Vorhaben", stellte Metzler fest.
"Eine neue Phase der Evolution"
Die BregenzerFestspiele würden sich mit den besten Festivals der Welt messen. "Erstklassige Qualität muss ohne Wenn und Aber unser primäres Ziel bleiben", so der Festspielpräsident. Man sei "sehr bereit für eine neue Phase der Evolution" und erwarte sich auch eine entsprechende Offenheit bei den Partnern Stadt, Land und Bund "für dieses Haus, für unser Zuhause". Die Aufgabe der Festspielführung sei es, die Rahmenbedingungen für erfolgreiche, künstlerisch hochstehende Produktionen zu sichern. Auf der Bühne sollen die Zahlen nicht sichtbar sein, "und doch muss die Rechnung aufgehen", so Metzler.
Rüge für Amtsträger
Kritik übte Metzler an ferngebliebenen Politikern: Österreich habe die Regierungsform einer repräsentativen Demokratie gewählt, daher hätten die gewählten Politiker nicht nur die Pflicht, sondern auch das Recht, die Wähler zu vertreten. Das gelte für öffentliche kulturelle Anlässe wie die Festspieleröffnung ebenso wie für große Sportereignisse. "Wenn einzelne Repräsentanten also beschließen, nicht zu einer Eröffnung zu gehen, schließen sie damit indirekt auch ihre Bürger davon aus, und das wird wohl niemand wollen", so Metzler, der sich "explizit" über die Teilnahme der anwesenden Politiker und Amtsträger freute.
Verantwortung übernehmen
Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ), die "sehr gerne" nach Bregenz kam, bedankte sich zu Beginn bei Metzler für die "wertschätzenden Worte". Sie nahm in ihrer Rede ebenfalls Bezug auf das Festspielmotto. Österreich habe sich erst in den 1990er Jahren durch den damaligen Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) "zu allen Daten unserer Geschichte und zu den Taten aller Teile unseres Volkes, zu den guten und zu den bösen" bekannt. Somit habe man es verstanden, "nicht Opfer, sondern Verantwortungsträger unseres Lebens zu sein", so die Ministerin. "Wir sind für die Befindlichkeit unserer Gesellschaft hier und jetzt verantwortlich", betonte sie. Dabei gehe es um Wertschätzung, um Anstand "auch in der Politik", wofür Schmied Zwischenapplaus bekam. Bezüglich der Entwicklung junger Menschen nahm sie Eltern, Schulen, Universitäten, Kultur und Politik in die Pflicht. Die Werte, die man bei den Bregenzer Festspielen schaffe, seien "unverzichtbare Basis für eine lebendige, friedliche und humane Gesellschaft".
Großer Erfolg beim Public Viewing
Die Gäste wurden bei der Eröffnungsfeier durch Auszüge aus dem diesjährigen Programm des Festivals unterhalten. Einen Vorgeschmack auf die abendliche Uraufführung lieferte dabei Bariton Dietrich Henschel mit einer Szene aus "Solaris", Maria Jose Siri sang die Arie "La mamma morta" aus "Andre Chenier". Aber auch andere Schienen der Bregenzer Festspiele, "Kunst aus der Zeit", dem Jugendprogramm "Crossculture" und "Musik & Poesie", fanden ihren Niederschlag. Am Ende stand wie schon im Vorjahr Berlioz' "Hymne des Marseillais".
Die Eröffnung verfolgten auch zahlreiche Schaulustige, die den Feierakt auf einem rund 28 Quadratmeter großen LED-Großbildschirm miterleben konnten. Laut Angaben der Festspiele fanden sich rund 1000 Interessierte zum Public Viewing auf dem Vorplatz des Festspielhauses ein, entsprechend viel Zulauf hatte der anschließende traditionelle Volksempfang. Wegen des großen Erfolgs werde es wohl auch nächstes Jahr ein Public Viewing der Eröffnung geben, hieß es. Wer übrigens nicht kam, war die neue Chefin (ab 2015). Die gestern, Dienstag, vorgestellte neue Intendantin, Elisabeth Sobotka, blieb der Veranstaltung dem Vernehmen nach fern.
Am Bodensee regiert ab 2015 die amtierende Grazer Opernchefin. "Die Presse" sprach mit Alfred Wopmann, Sobotkas Bregenzer Vorvorgänger, der sie als Kurator nach Graz brachte.
Unter dem Motto "Erinnerungen an die Zukunft" starten die Bregenzer Festspiele am 18. Juli ihre Saison. Im Mittelpunkt steht die Oper "Andre Chenier" von Umberto Giordano als Spiel auf dem See.
Die Übertragung der Eröffnung soll ein Event für jedermann sein. Zum Auftakt des Festivals werden Bundespräsident Heinz Fischer und Vizekanzler Michael Spindelegger erwartet.
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