Sondereffekte retten ÖVAG-Bilanz

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Nur durch den Verkauf von Beteiligungen und anderen Effekten brachte die teilstaatliche Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) ein positives Ergebnis zustande.

Wien/Höll. Die teilverstaatlichte Österreichische Volksbanken AG (ÖVAG) verschickte am Freitag eine Pressemitteilung mit der Überschrift „stabiles Halbjahresergebnis“. Darin heißt es, dass die Stabilisierungsmaßnahmen wie die Staatshilfe greifen. Tatsächlich verbuchte die ÖVAG von Jänner bis Juni 2012 einen Nettogewinn von 14 Mio. Euro. Noch im Vorjahr hatte das Institut eine Mrd. Euro in den Sand gesetzt und musste im Frühjahr 2012 mit dem Einstieg des Bundes vor dem Untergang gerettet werden.

Bei einer Analyse der Halbjahreszahlen zeigt sich jedoch, dass die ÖVAG nur durch Sondereffekte den Sprung in die Gewinnzone geschafft hat. Mit dem klassischen Spar- und Kreditgeschäft wird kein Geld verdient. So brachte der Verkauf von Beteiligungen 36 Mio. Euro. Dabei geht es im Wesentlichen um eine Versicherungstochter, die an die Ergo-Gruppe abgegeben wurde. Weiters gab es positive Bewertungsergebnisse von derivativen Produkten im Ausmaß von 63 Mio. Euro. Bei Derivaten handelt es sich um komplexe Finanzinstrumente, die meist zur Absicherung von riskanten Geschäften dienen. In Summe verfügt die Bank über Derivate in der Höhe von drei Mrd. Euro. Mit 37 Mio. Euro schlugen sich in der Bilanz Immobilienabwertungen in Osteuropa negativ zu Buche.

Koren hat eine neue Strategie

Am Montag wird der frühere Bawag-Vizechef Stephan Koren seinen Job als ÖVAG-Sanierer antreten. Koren will vorerst keine Interviews geben. Allerdings soll er im kleinen Kreis bereits erklärt haben, dass der Staat noch länger bei der ÖVAG investiert bleiben müsse. Er will sich in den nächsten Jahren primär darum kümmern, die Zusammenarbeit mit den lokalen Volksbanken in den Bundesländern zu verstärken.

Die 52 Bundesländer-Volksbanken waren in der Vergangenheit unabhängig. Doch nun müssen sie auf Druck des Staates mit der ÖVAG eine Kreditinstitutsgruppe bilden. Der Zusammenschluss wurde schon bei der Bundeswettbewerbsbehörde angemeldet. Das bedeutet, dass die ÖVAG ihr Geschäftsvolumen massiv reduzieren und sich nur noch auf Serviceleistungen für die lokalen Volksbanken konzentrieren wird. Dies dürfte bei der ÖVAG zu einem Jobabbau führen.

Die ÖVAG ist nicht nur in Österreich, sondern auch in Rumänien engagiert. Doch die verlustreiche Tochter in Bukarest wurde in der Bilanz bereits auf einen Euro abgeschrieben.

Der Staat investierte bislang eine Mrd. Euro in die Rettung der ÖVAG. Ob der Steuerzahler das Geld jemals wiedersehen wird, ist fraglich. Im Aufsichtsrat des Spitzeninstituts ÖVAG haben die regionalen Volksbanken die Mehrheit, die Vertreter des Staates können überstimmt werden. Die Volksbanken stehen meist der ÖVP nahe. Im Mai 2012 wurde der frühere ÖVP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer neuer Präsident des Volksbanken-Verbands.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.09.2012)

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