Berlakovich: "E10 ist eine Klimaschutzmaßnahme"

OeVP-KLUBKLAUSUR IN SAALFELDEN: BERLAKOVICH
OeVP-KLUBKLAUSUR IN SAALFELDEN: BERLAKOVICHAPA/ROBERT JAEGER
  • Drucken

Der Umweltminister musste die Einführung des umstrittenen Biosprits aussetzen. Er hält es aber realistisch, dass E10 "zu einem späteren Zeitpunkt" kommt.

Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) hat zwar am Montag die Einführung des umstrittenen Biotreibstoffs E10 ausgesetzt, bis die Situation auf EU-Ebene geklärt ist. Er hält aber am umstrittenen Treibstoff fest. E10 sei eine Klimaschutzmaßnahme, bekräftigte er am Dienstag im ORF-"Morgenjournal". Auch die EU-Kommission "sagt nicht, dass E10 nicht eingeführt werden soll, sondern dass Biotreibstoffe generell einer neuen Bewertung unterzogen werden", so Berlakovich. "Zum Stand heute ist es durchaus realistisch, dass E10 nicht jetzt, aber zu einem späteren Zeitpunkt kommen kann".

In der "ZiB2" am Montag bekräftigte Berlakovich, er halte Biotreibstoffe, welche nicht für Lebensmittel geeignet sind - etwa Sprit aus "minderwertigem Getreide" - für sinnvoll. Daraus würden derzeit schließlich auch Stärke, Alkohol und Zitronensäure hergestellt. Wenn allerdings Biotreibstoff "aus dem brasilianischem Dschungel kommt", dann sei es schon unökologisch.

Kein Grund für Rücktritt

Er selber habe bei der Einführung keine Fehler gemacht sondern "nur konsequent umgesetzt, zu was sich Österreich verpflichtet hat". Für einen Rücktritt sieht Berlakovich keinen Grund, da E10 "nur eine von vielen Klimaschutzmaßnahmen" sei. Berlakovich hatte lange an E10 festgehalten, obwohl er abgesehen von der Agrarlobby kaum noch Unterstützung hatte. Mit seiner gleichzeitigen Funktion als Agrarminister und Bauernbundfunktionär oder einer Nähe zum Raiffeisen-Konzern habe sein langes Festhalten an dem von den Agrariern geforderten Biotreibstoffen nichts zu tun. Vorwürfe in diese Richtung seien "genauso falsch wie lächerlich".

Die Umweltorganisationen, die massiv gegen E10 aufgetreten sind, seien "Verhinderer", wenn es darum gehe, Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen. Am Welthunger seien Biotreibstoffe "kaum" verantwortlich, vielmehr sei die "Zocke mit Lebensmitteln" schuld, sagte Berlakovich.

Unterschiedliche Meinungen in EU-Kommission

Berlakovich will die Diskussion nun "auf europäischer Ebene proaktiv führen". Auch in der EU-Kommission gebe es unterschiedliche Meinungen, ob die Beimischung von zehn Prozent pflanzlichem Treibstoff sinnvoll ist oder nicht. Brüssel werde im Oktober einen neuen Vorschlag machen, die Mitgliedsländer werden dann ein Jahr Zeit haben, darüber zu diskutieren. Sollte diese Diskussion ergeben, dass andere Klimaschutzmaßnahmen mehr Sinn machen, dann müsse man sich das überlegen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Berlakovich gibt nach kommt
Österreich

Berlakovich: Biosprit E10 kommt vorerst nicht

Der umstrittene Treibstoff E10 kommt vorerst nicht. Minister Berlakovich setzt die Einführung aus, bis die Situation auf EU-Ebene geklärt ist.
International

Neues Gesetz: EU wendet sich von Agrosprit ab

Brüssel überdenkt seine Pläne. Ab 2020 sollen nur noch maximal fünf Prozent Agrosprit in den Tank.
Teures Getreide wird verfuettert
Österreich

Teures Getreide wird verfüttert und vertankt

Angesichts der Rekordpreise für Getreide ist Biosprit sehr umstritten. Allerdings: Es wird sechsmal so viel Getreide an Tiere verfüttert. Und der Fleischkonsum steigt.
Agrosprit EthanolFass ohne Boden
Die Bilanz

Agrosprit: Ein Ethanol-Fass ohne Boden?

Was bei der Diskussion um die Einführung des Agrosprits E10 noch ausgeblendet wird: Wenn wir nicht aufpassen, entsteht hier ein neues Dauer-Subventionsfeld für die leidgeprüften Steuerzahler.
Benzinpreise steigen weiter
International

Deutscher Minister macht E10 für Hunger verantwortlich

Mit Dirk Niebel (FDP) fordert das erste deutsche Regierungsmitglied ein E10-Aus. In Österreich hält Berlakovich am umstrittenen "Biosprit" fest.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.