ÖVAG vor radikaler Schrumpfkur

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Das Volksbanken-Spitzeninstitut darf Ende 2017 nur mehr halb so groß sein wie heute. Der Sanierung fallen zumindest 300 Stellen zum Opfer. Weitere 700 werden „verkauft“.

Wien/Weber. Als sich Stephan Koren zum ersten Mal seit seinem Antritt als Chef der halbstaatlichen Volksbanken AG (ÖVAG) der Presse stellte, räumte er als Erstes mit einem Gerücht auf. Entgegen allen Behauptungen habe er keinen Sanierungsplan für das marode Institut ausgearbeitet, sagte der ÖVP-nahe Banker. „Wenn es so etwas gibt, dann ist es diese Woche aus Brüssel gekommen.“

Die EU-Kommission hat der ÖVAG am Mittwoch ihren Sanierungsplan genehmigt, den sie im Gegenzug zur Staatshilfe mit den Wettbewerbshütern akkordieren musste. Und dieser sieht bis Ende 2017 harte Einschnitte vor. So soll die Bilanzsumme des Instituts am Ende bei knapp über 18 Mrd. Euro liegen und damit um etwa die Hälfte im Vergleich zu heute schrumpfen. Zu Hochzeiten, also kurz vor Ausbruch der Finanzkrise, bilanzierte das Volksbanken-Spitzeninstitut noch mit 90 Mrd. Euro.

Besinnung auf Kernaufgaben

Im April musste die Bank mit einem Kapitalschnitt und der Übernahme von Aktien durch den Staat vor dem Bankrott gerettet werden. Der Steuerzahler musste sich dabei bereits von 700 Millionen Euro verabschieden. Nun besitzt der Staat 43 Prozent der Bank; daneben ist er auch mit 300 Millionen Euro an stimmrechtslosen Anteilen („Partizipationskapital“) beteiligt.

Nun soll sich die ÖVAG wieder auf ihre Kernaufgaben besinnen und zum Dienstleister für die 62 regionalen Volksbanken werden. Das bedeutet für die Bank, dass sie sich von zahlreichen Immobilien- und Kreditportfolien sowie mehreren Beteiligungen trennen muss. Zum Verkauf stehen etwa die Leasing-Tochter Volksbanken Leasing International und die Töchter in Rumänien und Malta.

Das bedeute auch, dass die ÖVAG am Ende des Sanierungskurses nur mehr über die Hälfte der heute rund 2000 Mitarbeiter verfügen wird. Etwa 700 sollen allein durch den Verkauf von Beteiligungen wegfallen, 300 würden in der Zentrale eingespart, kündigte der Vorstand an. Die Belegschaft wurde am Donnerstag über die Pläne informiert.

Mit der Sanierung werde es auch zu Fusionen unter den regionalen Volksbanken kommen. „Diese Diskussion wird man führen“, sagte Koren. In fünf Jahren werde es weniger Institute und Filialen geben. Derzeit gibt es um die 550 Volksbank-Filialen. Ein richtiges Durchgriffsrecht hat das Spitzeninstitut des Sektors zwar nicht, man könne es den regionalen Instituten aber „empfehlen“.

Momentan keine Partnersuche

Wie viel Geld der Steuerzahler am Ende wiedersieht, hängt davon ab, wie viel der 43-Prozent-Anteil des Staats in fünf Jahren wert ist. Das wiederum liegt daran, wie erfolgreich die ÖVAG-Sanierung verläuft und welche Marktbedingungen dann vorherrschen. Ein mögliches Szenario sei, dass das Institut die Aktien selbst zurückkauft. Nach einem Partner werde momentan jedenfalls nicht gesucht.

„Aus heutiger Sicht“ geht Koren davon aus, dass er mit dem Staatsgeld, das bereits in der ÖVAG steckt, auskommen wird. Erklärtes Ziel sei es, dem Staat die 300 Mio. Euro an Partizipationskapital wieder zurückzuzahlen. „Dazu müssen aber die Gewinne und das Kapital ausreichend sein“, so Koren.

Bis 15. Oktober muss sich die Raiffeisen Zentralbank übrigens entscheiden, was mit dem 4,5-Prozent-Paket der ÖVAG an dem Haus passieren soll. Wegen unterschiedlicher Preisvorstellungen sind Gespräche darüber schon einmal im Sand verlaufen. Ein Raiffeisen-ferner Käufer gilt aber als ausgeschlossen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.09.2012)

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