Im "DiePresse.com"-Chat antwortete Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny eine Stunde lang auf Ihre Fragen zur Eurokrise und der Rolle der EZB. Klicken Sie weiter zu den wichtigsten Aussagen ...
Sonja Spitzer
Aus der Sicht der EZB und auch aus meiner Sicht bewegt sich die EZB voll im Rahmen ihres Mandates. [...] Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Ziels der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das System der Europäischen Zentralbanken die allgemeine Wirtschaftspolitik der EU.
Sonja Spitzer
Eine zu rasche Veröffentlichung könnte die Gefahr mit sich bringen, dass es zu einer "Renationalisierung" der Entscheidungsprozesse kommt. Die derzeitige Veröffentlichungsfrist von 30 Jahren ist sicherlich zu lang, eine zu rasche Veröffentlichung könnte aber zu problematischem politischen Druck führen.
Sonja Spitzer
Ich möchte nochmals darauf hinweisen, dass bei dem Ankaufsprogramm der EZB strenge Bedingungen erfüllt sein müssen, in diesem Sinne kann man nicht davon sprechen, dass es ein unbeschränktes Programm ist.
Sonja Spitzer
Wir haben bei der letzten Sitzung des EZB-Rates sehr detaillierte Regelungen bezüglich einer "Exit-Strategie" in Zusammenhang mit dem neuen OMT-Programm diskutiert. Diese strengen Regelungen sollen von vornherein die entsprechende erforderliche Disziplin gewährleisten.
Sonja Spitzer
Vor dem Eintritt in die Europäische Währungsunion hatte die OeNB die rechtliche Möglichkeit, Staatsanleihen am Sekundärmarkt zu kaufen und hat dies in gewissem Rahmen auch genutzt (wie zu bestimmten Zeitpunkten übrigens auch die Deutsche Bundesbank).
Sonja Spitzer
Die Maßnahmen der EZB sind geeignet, die Umsetzung dieser Programme zu erleichtern, letztlich ist es aber eine Aufgabe, die die entsprechenden Staaten selbst erfüllen müssen.
Sonja Spitzer
Der Euro als Währung erfüllt seine geldpolitischen Funktionen als Zahlungsmittel und als Mittel der Wertaufbewahrung, das heißt der Sicherung der Preisstabilität (seit seinen Bestehen liegt die durchschnittliche Inflationsrate im Euroraum bei 1,97 Prozent und damit deutlich unter den Inflationsraten der vorhergehenden Jahre).
Sonja Spitzer
Österreich ist seit Zeiten der Hartwährungspolitik eng mit der Geldpolitik der Deutschen Bundesbank verbunden. Diese enge und auch vertrauensvolle Kooperation wird auch von mir weitergeführt. Das schließt nicht aus, dass es eben in einzelnen Fragen unterschiedliche Positionen geben kann.
Sonja Spitzer
Seit 2007 wurden keinerlei Goldverkäufe getätigt und ich habe als Gouverneur der Notenbank auch nicht vor, in Zukunft solche Verkäufe durchzuführen. Ein Aufstocken der Goldreserven ist angesichts der im EZB-Durchschnitt guten Relation derzeit nicht vorgesehen.
Sonja Spitzer
Als Nationalökonom habe ich mich damit selbstverständlich intensiv auseinandergesetzt (in meinem Arbeitszimmer in der OeNB hängt übrigens ein Porträt von Eugen von Böhm-Bawerk). Viele Aspekte dieses Theoriegebäudes sind auch heute von Interesse, die wirtschaftspolitische Vergröberung, wie sie in den USA z. B. von Anhängern der Tea Party vertreten wird, ist aus meiner Sicht extrem problematisch.
Sonja Spitzer
Von Goethe kann man aus meiner Sicht viel lernen und ich empfehle den hervorragenden Katalog der gerade laufenden Ausstellung "Goethe und das Geld" im Goethehaus in Frankfurt. Allerdings wäre es problematisch aus Faust II unmittelbare Ableitungen für eine moderne Geldpolitik zu ziehen.
Sonja Spitzer
Der Vorschlag, dass jedes Euroland frei konvertierbare Währungen haben soll, läuft schlicht auf eine Zerschlagung der Eurozone hinaus. Dies hätte massive negative Wirkungen, speziell auch für die österreichische Exportindustrie, nicht zuletzt auch auf die Automobilzulieferindustrie.
Sonja Spitzer
Von der praktischen Durchführung ist hier zunächst an eine gemeinsame Aufsicht über große grenzüberschreitende Banken zu denken, die weiteren Schritte werden sicherlich noch erhebliche praktische Vorbereitungen erfordern.
Sonja Spitzer
''Von Goethe kann man viel lernen''
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