Knapp AG: Familienbetrieb mit 2100 Mitarbeitern

(c) Doris Sporer
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Firmenporträt. Die Intralogistiksysteme der steirischen Knapp AG sind dafür verantwortlich, dass Online-Bestellungen, zum Beispiel bei Zara, schnellstmöglich zum Kunden gelangen.

Graz. Die Vorstellung, dass ein Lagerarbeiter in blauer Montur womöglich mithilfe eines Hubstaplers an einem Ende einer riesigen Lagerhalle ein benötigtes Produkt abholt, es an das andere Ende der Halle bringt und es dort ein anderer Arbeiter für den Versand vorbereitet, ist überholt.

„Arbeitsplätze in unseren Systemen ähneln vielmehr einem Büroarbeitsplatz“, erklärt Gerald Hofer, Vorstand der Knapp AG. Das Unternehmen aus Hart bei Graz ist auf Lagerlogistik und Lagerautomation spezialisiert. „Die Mitarbeiter müssen ihren Arbeitsplatz nicht verlassen. Sie bekommen die Waren und das Behältnis, die an den Kunden gehen, präsentiert und können sie sofort bearbeiten“, sagt Hofer.

Die Knapp AG ist nicht börsenotiert und mehrheitlich im Besitz der Familie Knapp. Das Unternehmen verfügt über Standorte in 26Ländern sowie eine Exportquote von 98 Prozent. Der Umsatz im Geschäftsjahr 2011/2012 betrug 327 Millionen Euro, erwirtschaftet von insgesamt 2100 Mitarbeitern. 1600 sind allein in der Konzernzentrale in Graz-Umgebung stationiert.

Als das Unternehmen 1952 von Günter Knapp gegründet wurde, hatte er zwei Schlosser als Mitarbeiter, spezialisiert waren sie auf den Bau von Ölbrennern. Einige Jahre später baute Knapp Spezialmaschinen wie Krapfenfüller oder Milchpumpen. 2012 baut Knapp Lagersysteme für Konzerne wie Inditex (Zara) oder Spar und gehört zu den Top-10-Anbietern von Intralogistiklösungen weltweit.

Die Familie Knapp ist über den Aufsichtsrat immer noch eng mit dem Unternehmen verbunden, Herbert Knapp ist Aufsichtsratsvorsitzender. „Es ist, wie man es sich für ein Familienunternehmen vorstellt“, erklärt Hofer im Gespräch mit der „Presse“. „Sie stehen für die Langfristigkeit, Kontinuität. Sie sorgen dafür, dass die aus ihrer Sicht richtigen Leute am Werk sind.“ Die Familie ist in die Strategieplanung eingebunden, monatlich gibt es Meetings mit dem Vorstand. „Sie verlassen sich aber auf das Management, im Tagesgeschäft sind sie nicht tätig.“

Logistik für Hugo Boss

Gerald Hofer ist erst seit 1. Oktober CEO der Knapp AG. Er löste Eduard Wünscher ab, dieser wechselte in den Aufsichtsrat und leitete das Unternehmen 26 Jahre lang. Hofer, selbst seit 1994 im Unternehmen tätig, möchte den Umsatz in seinem ersten Geschäftsjahr an der Spitze um zehn Prozent steigern. Mit Christian Grabner und Franz Mathi hat er im Vorstand seine beiden „Wunschkandidaten“ an seiner Seite.

Am Stuttgarter Flughafen wird Knapp bis 2014 für Hugo Boss in dessen neuem Distributionszentrum das größte Shuttlesystem der Welt bauen. Der Auftrag, sich der Lagerautomation von 400.000 Stellplätzen anzunehmen, ist dem deutschen Lifestyle-Konzern 100 Millionen Euro wert. Für Spar wird das neue Distributionszentrum in Niederösterreich ausgestattet. Neben der Mode- und Lebensmittelbranche liegen Knapps Kernkompetenzen in den Bereichen Pharma, Kosmetik sowie General Retail. Es kommt nicht nur die Hardware von Knapp, sondern auch die Software. „Wir haben eine komplett eigenständige Software-Schiene und beschäftigen in diesem Bereich 450 Mitarbeiter.“

Neue Technologien für den Markt

„Wir bieten eine Technologie an, die es am Markt nicht gibt“, charakterisiert Hofer das Alleinstellungsmerkmal der Knapp AG. Neben der Technologie liefert Knapp aber auch die Nachbetreuung der Anlagen und will dieses Angebot in Zukunft noch weiter verstärken. Die Lebensdauer einer Lageranlage sei nämlich sehr lange, die Planungssicherheit der wirtschaftlichen Umgebung werde es aber immer weniger. „Diese Systeme müssen viel stärker leben, müssen viel stärker an neue Rahmenbedingungen angepasst werden können.“

Wobei die Auftragslage nicht der limitierende Faktor sei. „Der Fachkräftemangel ist eine besondere Problematik, die auch wir haben“, erzählt der Geschäftsführer. Das eine sei, das entsprechende Spitzenpersonal zu bekommen, das andere, neues Personal einzuarbeiten.

„Unser Wachstum ist insofern limitiert, als dass wir nur bis zu einem gewissen Grad neue Mitarbeiter verkraften. Am Standort in Hart bei Graz waren das in den letzten zwölf Monaten 120 Personen. Mehr geht einfach nicht“, sagt Hofer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.10.2012)

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