MAK: Falsche Besucherzahlen, verlorene Objekte?

APA/HANS KLAUS TECHT
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Ein Rohbericht des Rechnungshofs soll heftige Kritik an der Gebarung des Museums für Angewandte Kunst üben.

Falsche Besucherzahlen, verlorene Kunstobjekte und teure Dienstreisen kritisiert der Rechnungshof (RH) laut "Kurier" in einem Rohbericht über die Gebarung des Museums für Angewandte Kunst (MAK). Ex-MAK-Direktor Peter Noever war im Vorjahr nach 25-jähriger Amtszeit wegen der Ausrichtung privater Geburtstagsfeiern bzw. falscher Abrechnungen entlassen worden, wogegen er derzeit gerichtlich vorgeht. Auch die kolportierten Vorwürfe des Rechnungshofes könne er entkräften, wie Noever in einer Stellungnahme am Donnerstag bekanntgab.

Der Rechnungshof soll berichten, dass im Jahr 2010 fast die Hälfte der damals rund 186.000 Besucher unrechtmäßig angeführt wurde. Unter anderem wurden rund 7000 "Besucher" eingerechnet, die das Museum über den Personaleingang betraten - offenbar als Lieferanten und Mitarbeiter. Auch rund 70.000 Besuche von Veranstaltungen im MAK fanden Eingang in die Besucherstatistik.

Über 6000 Objekte mit Standort "unbekannt"

Außerdem konnte das MAK dem Rechnungshof nicht mitteilen, wo sich Tausende Objekte des Hauses befinden. 1600 Asiatika, 2800 Objekte aus dem Bereich Metall/Wiener Werkstätte, 2200 Objekte aus dem Bereich Holz waren mit Standort "unbekannt" in verschiedenen, einander widersprechenden Datenbanken eingetragen. Offenbar wurden nach einer Inventur 1999 außerdem dem Kulturministerium eine "unvollständige und unrichtige Information" über Erfassung und Standort des Sammlungsguts übermittelt.

Ex-Direkotor auf 23 Dienstreisen pro Jahr

Auch die Vorliebe des Ex-Direktors Noever für Dienstreisen findet Eingang in den Rohbericht. Seit der Ausgliederung des MAK zur Jahrtausendwende unternahm er im Schnitt 23 Dienstreisen pro Jahr und verbrachte 79 Arbeitstage pro Jahr im Ausland, das ist mehr als ein Drittel der Dienstzeit. Die Dienstreisekosten für MAK-Mitarbeiter stiegen zwischen der Periode 1995-1999 und 2001-2010 um 785 Prozent. Auffällig: Bei einem Abendessen Noevers mit Stipendiaten der MAK-Dependance in Los Angeles wurden von acht Personen offenbar 58 Flaschen alkoholischer Getränke konsumiert, die von Noever dem MAK verrechnet wurden.

Gestiegen sind zwischen 2001 und 2010 auch die Gesamt-Aufwendungen für das MAK-Direktorium - und zwar um 58 Prozent. Der wissenschaftliche Bereich bekam im gleichen Zeitraum dagegen um nur 14 Prozent mehr, die Restaurierung um 2,3 Prozent. Noever selbst erhielt neben seinem Direktorengehalt auch noch einen "leistungsbezogenen Zuschlag" von 20 Prozent, für den allerdings keinerlei Leistung vorausgesetzt wurde.

Vertragsverlängerungen rechtswidrig?

Auch bei den jeweiligen Verlängerungen seines Vertrags wurde nicht so genau hingeschaut. Seit 2000 seien laut Rechnungshof die Verlängerungen "rechtswidrig" ohne öffentliche Ausschreibungen erfolgt.

Der Rohbericht wurde nun dem MAK und dem Kulturministerium übermittelt, deren Anmerkungen werden in den Endbericht eingearbeitet.

Noever: Kann Vorwürfe entkräften

Peter Noever kann laut einer der APA übermittelten Stellungnahme "die in der Berichterstattung gegen ihn erhobenen Vorwürfe jederzeit entkräften". Deshalb habe er auch den Weg der Befassung unabhängiger Gerichte gewählt.

Den Rohbericht des Rechnungshofs habe er weder zu Gesicht bekommen noch Gelegenheit erhalten, dazu Stellung zu nehmen, so Noever. Die darin angesprochenen Veranstaltungen seien sehr wohl dem MAK zugute gekommen und hätten auch erhebliche Sponsorleistungen bewirkt.

(APA)

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Unter dem früheren Direktor des Museums für angewandte Kunst sollen überhöhte Besucherzahlen bilanziert worden und Objekte verschwunden sein. Noever versichert, er könne die „Vorwürfe jederzeit entkräften“.

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