Rechnungshof übt heftige Kritik an MAK und Noever

(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
  • Drucken

Unter dem früheren Direktor des Museums für angewandte Kunst sollen überhöhte Besucherzahlen bilanziert worden und Objekte verschwunden sein. Noever versichert, er könne die „Vorwürfe jederzeit entkräften“.

185.602 Besucher soll das Museum für angewandte Kunst (MAK) laut eigener Statistik im Jahr 2010 gehabt haben, das ist nicht eben viel. Und fast die Hälfte davon sollen überhaupt keine echten Besucher gewesen sein: 6630 sind über den Personaleingang gekommen, 70.453 im Rahmen von Veranstaltungen. Das ist dem Rechnungshof aufgefallen, er hat es in einem Rohbericht geschrieben, ein Exemplar wurde dem „Kurier“ zugespielt. In ihm findet sich nicht nur die wundersame Besuchervermehrung, sondern auch ein ebenso erstaunlicher Schwund an gesammelten Objekten: Tausende – allein 1600 Asiatika und 2800 aus dem Bereich Metall/Wiener Werkstätte – befinden sich irgendwo, aber man weiß nicht wo, deshalb ist ihr Verbleib oft unter „unbekannt“ verbucht, und der Verlustgrund heißt oft „Sonstiges“. Bei einer Inventur wurden Kisten teils gar nicht geöffnet.

Dafür gibt es in dem Bereich, für den der Rechnungshof zentral zuständig ist, üppige Wachstumsraten: Die MAK-Direktion erhielt 2010 um 58 Prozent mehr Geld als 2001 – der wissenschaftliche Bereich musste sich mit plus 14 Prozent begnügen, die Restaurierung mit plus 2,3 –, die Dienstreisekosten stiegen um 785 Prozent, Direktor Noever selbst war seit 2001 im Durchschnitt 79 Arbeitstage pro Jahr im Ausland – 35,7 Prozent seiner Dienstzeit –, unter anderem 2007 bei einem Abendessen in der MAK-Dependance in Los Angeles: Dort tafelte er mit sieben Gästen und stellte dem MAK anschließend 567 Euro für 58 Flaschen alkoholischer Getränke in Rechnung.

Das erinnert an den Auslöser des Niedergangs des einst längstdienenden Museumsdirektors der Republik: Geburtstagsfeiern für seine Mutter, die er im MAK abhielt und vom MAK bezahlen ließ, Verrechnung von Fahrtendiensten etc. Es summierte sich nach einem Prüfbericht der Wirtschaftsprüfungskanzlei PricewaterhouseCoopers auf 173.000 Euro, Noever wurde im März 2011 von Bildungsministerin Schmied fristlos entlassen und hinterlegte als „tätige Reue“ 220.000 Euro, deswegen stellte die Staatsanwaltschaft vor einem Jahr auch ihre Ermittlungen wegen „Untreue“ ein. Nun sind neue Vorwürfe da, allerdings nur in einem Rohbericht des Rechnungshofs.

Noever hat diesen Bericht nach eigenem Bekunden weder zu Gesicht bekommen noch Gelegenheit erhalten, darauf zu reagieren. Er versicherte gegenüber der APA allerdings, er könne die „in der Berichterstattung gegen ihn erhobenen Vorwürfe jederzeit entkräften“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2012)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Austrian director of MAK, museum of applied arts, Noever listens during a news conference in Vienna
Kunst

MAK: „1000 Euro Reisespesen pro Tag?“

Der RH-Rohbericht über Ex-Chef Peter Noever schlägt hohe Wellen. Grünen-Sprecher Zinggl ortet Sittenbild der Kulturpolitik. MAK-Direktor Thun: „Das Museum ist nicht Not leidend!“
Wien

MAK: Falsche Besucherzahlen, verlorene Objekte?

Ein Rohbericht des Rechnungshofs soll heftige Kritik an der Gebarung des Museums für Angewandte Kunst üben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.