Der Streit der FMA mit einem Schuherzeuger ist vor allem eines: verrückt.
Das sind die Geschichten, die den Österreichern ins Mark fahren: Ein kleiner, fleißiger Unternehmer – noch dazu im kargen Waldviertel – bekommt Ärger „mit denen da oben“. Eine Welle der Solidarität ist ihm sicher. Weil klein sind wir ja alle, fleißig sowieso. Und die Behörden mit ihren ärmelschonertragenden Beamten – die machen ohnehin nichts als Ärger und Mühsal.
Halten wir also fest: In der Geschichte, die gerade ganz Österreich in Atem hält, ist Heinrich Staudinger, Chef des Schuherzeugers GEA, der „Gute“. Die Finanzmarktaufsicht hingegen ist ganz böse. Tenor: Hat sie keine anderen Sorgen, als einen kleinen Unternehmer zu piesacken? Einen Firmenchef, der von den Banken kaum Kredite bekommt und zur Selbsthilfe greift? Der also Kredite von „Privaten“ bekommt und eh Zinsen dafür bezahlt?
Darauf gibt es nur eine Antwort: Nein, die FMA hat nichts Besseres zu tun. Was Herr Staudinger macht, ist nämlich schlicht und einfach illegal, weil er keine Bankenkonzession hat. Und jene, die jetzt lautstark seine Partei ergreifen, werden wohl noch lauter schreien, sollte es zum Worst Case kommen. Sollte Staudinger nämlich seine Kredite nicht zurückzahlen können – was wir natürlich weder ihm noch seinen Kreditgebern wünschen. Wetten, dass die FMA dann wieder die Böse ist?
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2012)