Die Chefin der Stronach-Landespartei und Tochter von VP-Legende Liese Prokop spricht im Interview über ihre Kandidatur in Niederösterreich.
Die Presse: Wie fühlt man sich eigentlich als Team-Stronach-Funktionärin, wenn man einen TV-Auftritt wie jenen vom Donnerstagabend in der „ZiB2“ sieht?
Karin Prokop: Der Frank ist immer authentisch. Er hat unglaublich viel in seinem Leben erreicht und fühlt sich halt ungerecht behandelt, wenn man das niedermachen will. Das ist auch verständlich, weil er unglaublich viel für das Land gemacht hat.
Aber gibt einem das das Recht, den Moderator eine ganze Sendung lang niederzuschreien?
Ich würde das nicht so machen. Mit achtzig Jahren reagiert man vielleicht auch anders. Trotzdem möchte ich mit achtzig noch so viel Energie haben wie dieser Mann.
Mit „energiegeladenen, authentischen“ Männern werden Sie als Niederösterreich-Chefin Ihrer Partei ja öfter Kontakt haben. Werden Sie bei der Landtagswahl im Frühjahr kandidieren?
Nachdem noch nicht einmal ein Wahltermin feststeht, haben wir diese Entscheidung noch nicht getroffen. Es liegt auch bei der niederösterreichischen Bevölkerung, ob es möglich ist, weil das Antreten für neue Parteien massiv erschwert wurde: Wir müssen in 21 Bezirken je 50 Unterschriften sammeln, um kandidieren zu können.
Wenn wir von einer Landtagswahl Mitte März ausgehen, was wären die Kriterien für ein Antreten von Team Stronach?
Neben den Unterschriften ist vor allem die Frage, wie weit wir mit unserer Organisation kommen – wir haben bereits 500 Zuschriften von Menschen, die mitmachen wollen. Da müssen wir schauen, dass wir Bezirksstrukturen aufbauen – die werden wir auch für die Nationalratswahl brauchen.
Was wollen Sie den Niederösterreichern denn außer den Namen Stronach und Prokop bieten?
Arbeit für das Land. Wir wollen Österreich erneuern und genauso Niederösterreich.
Was soll denn das konkret heißen? Eines der großen Themen im Land ist z. B. die Pendlerfrage nach der Parkpickerlausweitung in Wien; haben Sie dazu irgendwelche Ideen?
Das ist noch in Ausarbeitung, weil wir uns noch nicht entschlossen haben, in Niederösterreich anzutreten. Natürlich beschäftigen wir uns damit, aber wir arbeiten ja erst an unserem Programm. Die große Linie bleibt, was Frank Stronach sagt: Es soll allen Bürgern gut gehen. Und da gehört die Ungerechtigkeit beim Parken dazu.
Sie kennen die niederösterreichische VP nicht nur aus Ihrer Familiengeschichte – Ihre Mutter war ja Landesrätin und später Innenministerin –, sondern auch aus eigener Erfahrung: Sie sitzen auf einem VP-Ticket – inzwischen als wilde Mandatarin – im Gemeinderat von Maria Enzersdorf. Was hat Sie bewogen, die Partei zu verlassen?
Ich habe mich schon länger aus der ÖVP zurückgezogen, weil ich nicht mehr damit einverstanden war, wie es läuft – in Gemeinde, Land und Bund. Dann habe ich mich im März wieder einmal mit Frank Stronach getroffen, er hat mir seine Ideen geschildert; nach einigen Überlegungen habe ich mich entschieden mitzumachen.
Was hat Ihnen denn an der ÖVP nicht gepasst?
Der Umgang untereinander – und dass der wirkliche Kontakt zu den Bürgern abhandengekommen ist.
Würden Sie Erwin Pröll wieder zum Landeshauptmann wählen, wenn Sie in den Landtag kommen?
Das steht derzeit nicht zur Diskussion – wir müssen jetzt erst einmal entscheiden, ob wir überhaupt antreten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.12.2012)