Nach der neuen Berechnungsmethode für Außenhandelsstatistiken von WTO und OECD gewinnen China und die USA, Deutschland verliert. Große Teile der Ausfuhren nach Deutschland sind Vorprodukte.
Wen/red/apa] Die Welthandelsorganisation WTO und die OECD stellen ihre Welthandelsstatistiken auf eine neue Basis – und das ergibt ein ziemlich verändertes Bild über die Warenströme. Wie berichtet wollen die beiden Organisationen bei Außenhandelsstatistiken künftig berücksichtigen, aus welchen Komponenten und Dienstleistungen sich ein gehandeltes Produkt zusammensetzt und woher diese stammen. Die neuen Statistiken sollen als Ergänzung zu den traditionellen dienen.
Für Österreich heißt das, dass der Außenhandel mit Deutschland bisher überschätzt, jener mit China und den USA aber deutlich unterschätzt wurde. Dies geht aus einer Studie hervor, die Bank-Austria-Chefökonom Stefan Bruckbauer und dessen Mitarbeiter Walter Pudschedl am Dienstag vorgelegt haben.
Die beiden Ökonomen haben die Werte aufgrund der OECD/WTO-Datenbank für das Jahr 2009 nachgerechnet – und sind auf erstaunliche Daten gekommen. So würden nach der neuen Berechnung beispielsweise nur 16,4 Prozent der österreichischen Exporte nach Deutschland fließen. Gegenüber 33,3 Prozent, die die offizielle Statistik ausweist. In die USA würden nach dem Wertschöpfungsansatz dagegen 7,9 Prozent der Ausfuhren gehen, während die bisherige Statistik für diese Destination nur 4,1 Prozent ausweist. Nach China schließlich würden nach dem neuen Ansatz 3,1 Prozent der heimischen Ausfuhren verschifft, bisher ging man von 2,1 Prozent aus.
Beträchtliche Differenzen
Der Grund für diese im Fall Deutschlands doch beträchtliche Differenz: Große Teile der Ausfuhren nach Deutschland sind Vorprodukte, die im nördlichen Nachbarland verarbeitet und dann weiterexportiert werden. Bei den Importen sinkt der Anteil Deutschlands aus dem gleichen Grund von 38,2 auf 23,4 Prozent.
Laut Bruckbauer ist auf Basis der neuen Berechnungen der konjunkturelle Einfluss der Außenhandelsentwicklung mit Italien und den USA fast ebenso groß wie jener mit Deutschland.
Die neue Berechnung bringt auch für Deutschland überraschende Ergebnisse: Der Exportanteil in die USA betrug 2009 demnach elf statt sieben Prozent nach der alten Berechnung. Damit sind die USA bei Export und Import wichtigster Handelspartner Deutschlands geworden. Zweiter ist nun Frankreich (je sechs Prozent Anteil bei Ex- und Import). Nach der alten Berechnung ist Frankreich der wichtigste Handelspartner gewesen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2013)