Vorläufig werden keine Schieles mehr verkauft

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Der Erlös der Versteigerung von drei Blättern bei Sotheby's am Dienstag reiche auf jeden Fall aus, um den Vergleich über das Gemälde „Häuser am Meer“ zu finanzieren, sagt Direktor Peter Weinhäupl.

„Es kann immer etwas sein“, trotzdem wird es fürs Erste keine weiteren Verkäufe von Schiele-Werken aus dem Leopold-Museum geben, erklärte Geschäftsführer Peter Weinhäupl am Dienstag der „Presse“. Abends wurden bei Sotheby's London drei Schiele-Blätter versteigert: „Selbstdarstellung in grünem Hemd mit geschlossenen Augen“ (Schätzpreis: 1,8 bis 2,5 Millionen Pfund), „Selbstdarstellung mit Wally“ (6,5 bis 8,5 Millionen Pfund) sowie „Am Rücken liegendes Mädchen mit überkreuzten Armen und Beinen“ (700.000 bis eine Million Pfund).

Der Erlös werde ausreichen, um den Vergleich mit den Erben nach Jenny Steiner zu finanzieren, das Gemälde „Häuser am Meer“ kann daher im Leopold-Museum bleiben. Um den Vergleich mit den Erben von „Wally“ zu ermöglichen, war im Juni 2011 das Schiele-Gemälde „Häuser mit bunter Wäsche“ für über 27 Millionen Euro ebenfalls bei Sotheby's London versteigert worden, ein Rekord.

Die jetzt verkauften Blätter fallen in die Zeit, als Schiele sich mit Edith Harms vermählen wollte und sich von seiner Geliebten Wally Neuzil trennte. Wally starb 1917, Schiele und seine Frau 1918. Das Leopold-Museum, das sich in seiner nächsten Ausstellung 2014 mit dem Leben des Künstlers anhand von Briefen, etc. befassen wird, hat circa 173 Blätter von Schiele und über 40 Gemälde. Eine weitere bedeutende Schiele-Sammlung besitzt die Albertina.

Höhere Verkaufspreise im Ausland

Die verkauften Werke wurden vom Bundesdenkmalamt zur Ausfuhr freigegeben, was höhere Verkaufspreise ermöglicht, die inländische Museen nicht zahlen könnten. Die Auswahl trafen diesmal Elisabeth Leopold, Witwe des 2010 verstorbenen Sammlers Rudolf Leopold, der museologische Direktor des Museums, Tobias Natter, Kurator Franz Smola und Weinhäupl. Provenienz-Forscher des Leopold-Museums und des Bundes durchforsten die Sammlung nach zweifelhaften Ankäufen. Die Gemälde sind überprüft, die Untersuchung der Blätter wird wohl noch heuer abgeschlossen.

Jenny Steiner (1863 bis 1958) betrieb in Wien eine Seidenmanufaktur, von ihrer Sammlung bekam sie zu Lebzeiten nur wenige Stücke zurück. Sie musste vor den Nationalsozialisten fliehen, ihr Vermögen wurde beschlagnahmt. Von ihrem Leben erzählt Sophie Lillie in ihrem Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen (Czernin Verlag).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2013)

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