Opernkritik

Volksoper: Das Matriarchat bricht in Mozarts Serail ein

Alles dreht sich hier um eine Monster-Feige auf der Bühne: Rebecca Nelsen (Konstanze), Murat Seven (Bassa Selim).
Alles dreht sich hier um eine Monster-Feige auf der Bühne: Rebecca Nelsen (Konstanze), Murat Seven (Bassa Selim).Barbara Palffy/Volksoper wien
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Die Wiener Volksoper zeigt beispielhaft, wie Mozart nicht geht: Seine „Entführung aus dem Serail“ gleicht in fast allen Belangen einer unfreiwilligen Parodie.

Von Stefan Musil

Endlich wieder Koffer auf der Bühne! Noch während im Vorspiel die Janitscharen-Musik fesch aus dem Orchestergraben kracht, darf Belmonte seine Konstanze suchen. Vor dem Palast des Bassa Selim, der auf dem Sklavenmarkt die schiffbrüchige Konstanze samt ihrer Diener Blonde und Pedrillo gekauft hat. Vor einem grauen Portal mit Streifenvorhang, als wäre es die Einfahrt in ein Kühlhaus, trägt Belmonte nun brav das wohl längst gediente Regietheater-Requisit, und schaut dazu ein bisschen blöd herum. Inszeniert hat das der in der Türkei geborene, auch in Berlin ausgebildete Nurkan Erpulat. Türkischstämmiger Regisseur inszeniert Mozarts Türkenoper – hübsche Idee. An sich.

Das Libretto von Gottlieb Stephanie dem Jüngeren gilt ohnehin als schwach. Da darf gern herumgebastelt werden. Und Erpulat hat Sulaiman Masomi rangelassen, um „mit den Originaldialogen des Stückes in einen Diskurs“ zu treten. Masomi definiert sich als „Schriftsteller, Poetry Slammer, Rapper, Comedian, Kabarettist, Wortakrobat oder Ausländer. Sulaiman Masomi ist wie Schrödingers Katze. Alles und Nichts zugleich.“ Das scheint auch seine Devise bei der „Entführung“ gewesen zu sein. Also hört man Bassa Selim, nachdem er bei Konstanze wieder abgeblitzt ist, Preziosen aufsagen, wie: „Das zerbrechliche Ego eines jeden Mannes hält es nicht aus, wenn man eine Frau nicht voll und ganz besitzen kann . . . Wir erwarten die Ersten zu sein, die ,das Geschenk‘ auspacken . . . Was sich alle Männer auf dieser Welt wünschen, ist ein reines Naturtalent. Eine Sexgöttin, die noch nie Sex hatte.“

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