Russland-Experte Stefan Meister sieht im Aufstand des Chefs der Söldnertruppe Wagner den Versuch, sein eigenes Überleben zu sichern.
Noch liegt dichter Nebel über dem Drama, das sich am Wochenende rund um den abgebrochenen Marsch des Söldnerheeres Wagner auf Moskau abgespielt hat. „Es ist Russland, wo man nie so genau weiß, was eigentlich dahintersteckt“, sagte Stefan Meister, Politikwissenschafter und Russland-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP), am Montag vor ausländischen Journalisten in Berlin.
Trotzdem hat er eine Deutung der Operation von Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin. „Er hat es mit dieser Aktion geschafft, für eine gewisse Zeit sein persönliches Überleben abzusichern“, glaubt Meister. Der Oligarch und Söldnerführer sei unter Druck gestanden, weil er sich im Laufe des Krieges in der Ukraine mit mächtigen Gegnern angelegt hatte: dem Generalstab, dem Verteidigungsministerium, den Geheimdiensten. „Putin war der Einzige, der Prigoschin noch geschützt hat“, so der Russland-Experte.