175 Jahre „Die Presse“

Wo Zeitungen entblätterte Palmen sind

Sprache. Was „Zeitung“ in aller Welt heißt und wie aus einem Kaffeehausproblem die „Times“ wurde.

Lesen Menschen in Indonesien einen „koran“, könnte man vermuten, dass sie die Heilige Schrift des Islam lesen. Tatsächlich aber lesen sie einfach – die Zeitung. Die Bezeichnung für den Koran kommt vom arabischen Wort für „lesen“ (quara‘a), Indonesien ist seit dem 13. Jahrhundert muslimisch geprägt. Man könnte also zumindest eine sprachliche Verwandtschaft vermuten. Aber selbst die gibt es nicht, der Anklang ist Zufall. Das indonesische Wort für Zeitung kommt vielmehr aus der Sprache der einstigen holländischen Kolonisatoren.

Von „courant“ zu „krant“

In den Niederlanden heißt die Zeitung bis heute „krant“, vom französischen Wort „courant“ („laufend“). Es bürgerte sich im Niederländischen ein und schwärmte von dort aus, fand ins Afrikaans ebenso hinein wie in amerikanische Zeitungsnamen.
Auch wer die Zeitung direkt auf die „Zeit“ zurückführen will, geht in die Irre. Dahinter steckt das mittelhochdeutsche „zidung“ für „Botschaft, Nachricht“, im Grunde entspricht das den englischen „news“. Die britische „Times“ hat dann tatsächlich die Zeit ins Spiel gebracht, aber viel später erst. Zunächst hieß das Blatt „Daily Universal Register“. Weil aber die Leute, wenn sie im Kaffeehaus danach verlangten, es immer auf „Register“ abkürzten und es dadurch Verwechslungen gab („Register“ hießen alle möglichen Blätter), benannte sich das Blatt 1788 in „Times“ um. An dieser einsilbigen Bezeichnung würden sich, so die Hoffnung des Leitartiklers, „Sprachverstümmler“ die Zähne ausbeißen. Er behielt Recht.

Ein so exklusiv europäischer und zugleich später Export war die Zeitung, dass man hinter der klanglichen Vielfalt der Bezeichnungen in diversen Sprachen überraschende Gleichförmigkeit vorfindet.

„Sanomalethi“ und „shinbun“

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