Was Meerjungfrauen an Land zu suchen haben und wieso man neuerdings auch nass (oder nackt) auf den roten Teppich geht.
Bevor die funktionelle Bademode in den 1920er-Jahren ihren Durchbruch feierte, badeten Frauen in Bluse und Beinkleid. Später trug man Einteiler aus Trikot mit breiten Krägen, ballonartigen Ärmeln und ein paar Knöpfen. Was heute als (barock angehauchte) Alltagkleidung durchgehen könnte, war damals die Mode fürs Wasser. Andersherum trägt man Bikini und Badeanzug gegenwärtig vermehrt an Land, auch ohne Aussicht auf Abkühlung.
Sängerin Janelle Monáe ist heuer bei dem wohl größten Modespektakel des Jahres, der Met Gala, in einem transparenten Reifkleid von Thom Browne erschienen, darunter trug sie einen paillettengeschmückten Bikini. Für die Aftershow-Party entledigte sie sich der üppigen Robe darüber ganz. Vor Ort wetteiferten auch die Models Kendall Jenner, Gigi Hadid und Emily Ratajkowski um den gewagtesten Look mit einer Auswahl an durchsichtiger Wäsche, Schwimmbecken dürfte aber keines in der Nähe gewesen sein. Schauspielerin Julia Fox ließ sich schon Ende letzten Jahres bei den CFDA Awards in einem Look ablichten, dessen Zuordnung (Kleid oder Bikini) gar nicht so leicht fiel.
Nackte Tatsachen
Auch in Wiener Geschäften beobachtet man den Hang zu mehr nackter Haut im Alltag, wie Bademodendesignerin Rosa Rendl bestätigt. „Immer wieder erwähnen Kundinnen, dass sie die Bademode auch anders tragen.“ Die Wiener Designerin weiß mit Kontrasten zu spielen, so treffen simple Formen der Funktionswäsche auf durchsichtige Stoffe, auch transparente Hosen und Shirts führt sie im kleinen Sortiment. Nackte Optik wird bei ihrem gleichnamigen Label Rendl auch durch hautfarbene Bademode (in Beige- und Brauntönen) imitiert. Auf den Laufstegen wurden zuletzt immer mehr Männer oben ohne gesichtet, Frauen nicht selten „pantless“, mit Höschen statt Hose – so etwa bei Miu Miu. Dabei wurde Mode lang als eine Art Rüstung gehandhabt – Stärke und Selbstvertrauen durch übergroße Schultern etwa–, aber auch als Mittel, um Körper zu formen. Der nun angesagte „Nude Look“ untergräbt beides.