Gesundheit

Auch Erwachsene leiden an ADHS

„Meine Gedanken kreisen wie ein Karussell“, erzählt eine Betroffene.
„Meine Gedanken kreisen wie ein Karussell“, erzählt eine Betroffene.Getty Images/Peter Dazeley
  • Drucken
  • Kommentieren

Endlich beginnt die Medizin einzusehen, dass ADHS nicht nur Kinder betrifft, sondern das »Zappelphilipp-Syndrom« auch unter Erwachsenen verbreitet ist. Auch wenn sich diese oft ganz anders verhalten, als es das gleichnamige Märchen erwarten lässt.

Angelina Boerger war ein aufgewecktes Kind. Nie war sie zu müde, um ein „Darum“ als Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ gelten zu lassen. Ihre Eltern hatten ständig Erklärungsbedarf. Ihre Lehrer erreichten rasch das Ende ihres Lateins. So wurde das Mädchen von ihrem Mathematikprofessor regelmäßig vor das Klassenzimmer gesetzt, wo sie dem Unterricht zwar nicht folgen, ihn aber zugleich nicht stören konnte. Und Boergers Deutschlehrerin wurde durch ihre Fragen einmal gar so weit getrieben, den Satz zu sprechen: „Sollte dich jemand erschießen, muss er deinen Mund extra erschießen.“

Doch nicht nur das Stillsein, auch still zu sitzen und zu warten fiel der Schülerin schwer. Wenn sie Aufgaben erledigen sollte, tat sie das zunächst mit Feuereifer – um dann bei der Hälfte aufzuhören. So fand ihre Mutter nicht selten die halbvolle Waschmaschine vor, im Unterricht vergaß die Aachenerin, die Rückseite des Aufgabenblattes auszufüllen. „Manche vermuteten, dass ich hochbegabt sei“, sagt Boerger heute. Immerhin waren die Dinge, die sie hervorbrachte, stets von sehr guter Qualität. Die meisten jedoch quittierten ihr Verhalten mit: stark angefangen, stark nachgelassen.

Die Mär vom „Verwachsen“

Den wahren Grund dafür, warum sich das Mädchen mit den grünen Augen verhielt, wie es sich verhielt, erriet jedoch niemand. Nicht in der Schule, nicht im Studium, nicht im Job. Er lautet: ADHS.

Hinter den vier Buchstaben verbirgt sich mit der Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung eine der häufigsten psychischen Störungen im Kindes- und Jugendalter. In Österreich sind davon, aktuellen Schätzungen des Gesundheitsministeriums zufolge, bis zu sieben Prozent der Kinder und Jugendlichen betroffen. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Denn einerseits werden nicht alle Heranwachsenden auf ADHS getestet, andererseits können die Symptome äußerst unterschiedlich ausgeprägt sein.


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.