Die moralische Aufregung um das geplatzte Getreideabkommen verdeckt ein rein ökonomisches Faktum: Die zwei Kriegsgegner sind Konkurrenten auf dem globalen Agrarmarkt. Und Russland sitzt auf großen Lagerbeständen. Ein genauer Blick auf die Zahlen lässt erkennen, was sich da gerade verschiebt.
Blendet man die moralische Frage um die globale Versorgung und auch noch die Tatsache aus, dass Russland und die Ukraine Kriegsgegner sind, könnte man bei dem am Montag geplatzten Getreideabkommen in Anlehnung an Bill Clinton durchaus behaupten: „It’s the economy, stupid.“ Es geht bei beiden Kriegsparteien im Fall des Getreides ganz klar auch ums Geschäft und um Marktanteile in der Welt. Entsprechend sind auch diverse Wortspenden zu interpretieren.
Aus Russland fielen sie recht eindeutig aus. So stellte Wladimir Putins Sprecher Dmitrij Peskow klar, dass Russland bereit sei, das Abkommen dann wieder aufzunehmen, wenn auch die Verpflichtungen gegenüber Moskau – nämlich eine Erleichterung der russischen Agrarausfuhren – erfüllt seien. Immerhin schien die Aussicht darauf die zuvor nervösen Märkte doch beruhigt zu haben. Nachdem die Getreidepreise am Montag hochgeschossen waren, gaben sie rasch wieder nach, die Märkte erwarten offenbar doch keine erheblichen Auswirkungen auf den Welthandel.
Was Russland durchsetzen will
Derweil geht es für Russland und die Ukraine um viel, ja um sehr viel.