Festspiele

Die Rüge des Präsidenten verhallt

„Hören Sie auf damit, mehr und mehr Fenster zu zerbrechen“ – Van der Bellen warnte in Bregenz vor ausgrenzender Politsprache.
„Hören Sie auf damit, mehr und mehr Fenster zu zerbrechen“ – Van der Bellen warnte in Bregenz vor ausgrenzender Politsprache.APA/Dietmar Stiplovsek
  • Drucken

Alexander Van der Bellen übte in Bregenz harte Kritik an ÖVP, SPÖ und FPÖ – ohne sie explizit zu nennen. Auf viel Verständnis stößt er dabei nicht.

Alexander Van der Bellen spricht gern in Bildern. Nach den türkisen Umfrageaffären sah er im Herbst 2022 einen „Wasserschaden am Bauwerk Demokratie“. Wenig später mahnte er eine „Generalsanierung“ ein. Und auch diesmal, bei der Eröffnung der 77. Bregenzer Festspiele am Mittwochvormittag, blieb der Bundespräsident metaphorisch im Häuslbauer-Genre: Nach Ansicht Van der Bellens werden in Österreichs Politik nämlich von führenden Akteuren reihum „Fenster zerbrochen“, und zwar „nicht nur von den üblichen Verdächtigen“. Zur Veranschaulichung seiner Besorgnis diente ihm eine US-amerikanische Sozialtheorie der frühen 1980er: „Die besagt, dass dann, wenn in einem Stadtteil eine zerbrochene Scheibe nicht umgehend repariert wird, schnell alle Fensterscheiben zerbrochen sind.“

Zwar hätte er, sagte der Bundespräsident, lieber „nur darüber gesprochen, was unsere Heimat so schön macht“. Nachsatz: „Aber es ist wieder einmal Zeit, Dinge anzusprechen, die angesprochen gehören.“ Etliches würde sich hierzulande nämlich „nicht in die richtige Richtung entwickeln“.

Es folgte eine heftige Kritik an der Stilistik in der zeitgenössischen Spitzenpolitik. Man dürfe sich „nicht daran gewöhnen, dass Sprache wieder zum Ausgrenzen verwendet wird“, sagte Van der Bellen. „Wir dürfen uns nicht daran gewöhnen, dass wieder von einem ‚wir‘ und ‚den anderen‘ gesprochen wird.“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.