Russland: Wissenschaftler fanden Teile des Meteoriten

Fragmente des Meteoriten im Labor der Wissenschaftler der russischen Akademie der Wissenschaften
Fragmente des Meteoriten im Labor der Wissenschaftler der russischen Akademie der Wissenschaften (c) EPA ALEXANDER KHLOPOTOV URAL FEDERAL UNIVERSITY PRESS SERVICE HANDOU
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Der Meteorit gehöre zur Klasse der "regulärer Chondriten", erklären russische Wissenschaftler. Der Hauptteil des Meteoriten wird in einem See vermutet.

Russische Wissenschaftler haben nach eigenen Angaben Teile des Meteoriten gefunden, dessen Explosion im Ural schwere Schäden angerichtet und rund 1200 Menschen verletzt hatte. Nachdem die Behörden die Suche nach Fragmenten eingestellt hatten, verkündeten Mitglieder der russischen Akademie der Wissenschaften am Montag, sie hätten Meteoritenteile entdeckt. Die Forscher vermuten das größte Stück auf dem Grund eines Sees.

Die in der Nähe des Tschebarkul-Sees in Zentralrussland gefundenen Gesteinsfragmente hätten "die Zusammensetzung eines Meteoriten", sagte der Expeditionsleiter Viktor Grochowski laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Der Stein habe einen Eisengehalt von schätzungsweise zehn Prozent, außerdem enthalte er Chrysolit und Sulfit.

"Gewöhnliche Chondriten"

Die Fragmente seien in Jekaterinburg untersucht worden, erklärte Grochowskis Ural-Universität am Montag auf ihrer Internetseite. Die Veröffentlichung war mit einem Foto versehen, auf dem jemand einen glänzenden schwarzen Stein zwischen Daumen und Zeigefinger hält. "Dieser Meteorit gehört zur Klasse gewöhnlicher Chondriten", hieß es in der Erklärung weiter. Chondriten bilden die mit Abstand häufigste Form der auf der Erde gefundenen Meteoritenteile.

Das Fundstück werde voraussichtlich "Meteorit von Tschebarkul" genannt werden, teilte die Universität mit. Die gefundenen Trümmer deuteten daraufhin, dass das Hauptfragment des Meteoriten auf dem Grund des Tschebarkul-Sees liege, sagte Grochowski der Nachrichtenagentur Interfax. Bisher seien im Schnee 53 Meteoritenteilchen gefunden worden, keines mehr als einen Zentimeter groß.

Tauchgänge ohne Ergebnis

Taucher des russischen Katastrophenministeriums hatten am Wochenende unter einem etwa sechs Meter breiten Loch in der Eisdecke des Tschebarkul-Sees nach dem Meteoritenstück gesucht. Die Tauchgänge bei Außentemperaturen von minus 20 Grad endeten ergebnislos, die Suche wurde am Sonntag offiziell eingestellt. Es sei illusorisch, etwas in dem rund 1,5 Meter dicken Schlickgrund des Sees zu finden, sagte Katastrophenschutzminister Wladimir Putschkow.

Privatsammler boten am Wochenende in Internetanzeigen bis zu 300.000 Rubel (rund 7500 Euro) für Teile des Meteoriten. Die Behörden riegelten deshalb das Einschlaggebiet ab und ließen weder Medienvertreter noch auf eigene Faust recherchierende Wissenschaftler zu dem Loch auf dem See vor. Zudem ermittelte die Polizei nach eigenen Angaben gegen Verkäufer gefälschter Meteoritenteile.

Über 1000 Verletzte

Als der Meteorit Freitag früh über der mehr als eine Million Einwohner zählenden Stadt Tscheljabinsk und der gleichnamigen Region mit einem grellen Blitz und einer Druckwelle explodierte, barsten unter anderem zahlreiche Fensterscheiben. Fast 5.000 Gebäude wurden beschädigt. Mehr als 24.000 Katastrophenschutzmitarbeiter und Freiwillige waren am Wochenende im Einsatz, um zerstörte Fenster zu ersetzen.

Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden 1240 Menschen, darunter fast 300 Kinder, durch die Folgen des Meteoritenschauers verletzt. Das russische Gesundheitsministerium sprach am Montag von rund 1500 Verletzten. Wissenschafter der US-Weltraumbehörde NASA gehen davon aus, dass die in der Atmosphäre freigesetzte Energie der Meteoritenexplosion vom Freitag etwa 30 Mal höher war als die Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima.

Kein Zusammenhang mit "2012 DA14"

Das unvorhergesehene Drama in Russland ereignete sich nur Stunden, bevor der Asteroid 2012 DA14 der Erde am Freitagabend mit 28.000 Kilometern ungewöhnlich nah kam. Viele Satelliten sind weiter von der Erde entfernt. Es sei der bisher geringste Abstand eines vorhergesagten Asteroidenflugs gewesen, hieß es von der Nasa. Etwa alle 40 Jahre komme ein solcher Asteroid der Erde derart nahe, etwa einmal in 1200 Jahren sei mit einem Einschlag zu rechnen. Einen Zusammenhang der beiden Ereignisse vom Freitag wiesen die Experten zurück.

(APA/AFP)

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