Bundesliga

„Jetzt erst recht“ – Salzburg trotzt allen Unruhen

Salzburg jubelt über einen Auftakt nach Maß - trotz aller Störgeräusche.
Salzburg jubelt über einen Auftakt nach Maß - trotz aller Störgeräusche.APA / Dietmar Stiplovsek
  • Drucken

Trainer Jaissle ist schon weg. Sportdirektor Freund bald in München. Dass der Saisonauftakt auch noch mit einem stark umgebauten Kader über die Bühne ging und dennoch 2:0 in Altach gewonnen wurde, freut Salzburg umso mehr.

Die Gründe, warum dieser Bundesligaauftakt für Red Bull Salzburg mit deutlich mehr Ungewissheit verbunden war, sind vielfältig. Umso erleichterter zeigte sich Sportdirektor Christoph Freund nach dem 2:0-Erfolg in Altach und sprach von einem „rundum gelungenen Abend“ trotz „spezieller Umstände“.

Freund ist einer der Gründe, warum Österreichs Serienmeister auf eine turbulente Schlussphase der Sommervorbereitung zurückblickt. Der 46-Jährige gab seinen Wechsel zum FC Bayern mit 1. September bekannt – und hinterlässt große Fußstapfen. Seit 2006 als Teammanager, seit 2012 als Sportkoordinator und seit 2015 als Sportdirektor zeigte er sich mit- bzw. hauptverantwortlich für zahlreiche geholte und entwickelte Talente. Während seiner Ära gewann der Klub 14 Mal die Meisterschaft (zuletzt zehn Mal in Folge). Immerhin wird die erfolgreiche Zusammenarbeit im Guten enden. Anders als jene mit dem 35-jährigen Matthias Jaissle.

Coach sorgt für Ärger

Am Donnerstag, zwei Tag vor dem Altach-Match, hatte Jaissle das erwartete Bekenntnis zu Salzburg vermissen lassen (Gerüchte um einen Wechsel nach Saudiarabien waren aufgekommen), er wand sich in einer Pressekonferenz vielmehr in Floskeln und zeigte sich überraschend unvorbereitet auf die Frage nach einer Zukunft.

Red Bull reagierte prompt, stellte den jetzigen Ex-Coach bereits am nächsten Tag frei. „Wir sind der Ansicht, dass ein Trainer, der sich nur zwei Tage vor dem Start einer wichtigen Saison derart intensiv mit einem möglichen Klubwechsel beschäftigt, bei diesem Auftakt auch nicht dabei sein sollte“, lautete das unterkühlte Statement von Geschäftsführer Stephan Reiter.

Wenig später war Jaissles Transfer zu Al-Ahli offiziell. „Der Zeitpunkt war nicht glücklich, war eine Herausforderung für uns alle“, befand Freund. Salzburg trat gegen Altach kurzfristig ohne Chefcoach – und ohne zahlreiche verletzte Schlüsselspieler – an.

Sonderlob für Schlager

Unter anderem Andreas Ulmer, Luka Sučić, Nicolás Capaldo, Fernando und Sékou Koïta fehlten, doch das umgebaute „Werkl“ (Freund) funktionierte. Der souveräne Auftritt der stark verjüngten Truppe mit einem Durchschnittsalter von nur 21,7 Jahren machte den Noch-Sportdirektor stolz. „Es war keine Selbstverständlichkeit, aber für mich auch keine Überraschung“, meinte er.

Der künftige Bayern-Sportchef strich die „Jetzt-erst-recht“-Mentalität hervor. Das serbische Duo Petar Ratkov und Strahinja Pavlović ebnete mit Kopfballtoren den Weg zum siebenten Startsieg in Folge. Seit 31 Spielen sind die Salzburger nun ungeschlagen, der 33-Spiele-Rekord von Dezember 2012 bis November 2013 wackelt bereits akut. Für Stürmerneuzugang Ratkov freute sich Freund besonders, das Tor im ersten Ligaspiel erleichtere die Eingewöhnung für den 19-Jährigen ungemein. „Ein richtig cooler Bursch, der wird uns viel Freude machen.“

Lediglich fünf Salzburg-Starter aus der letzten Meisterschaftspartie der Vorsaison hatten den Anpfiff auf dem regennassen Altacher Rasen erlebt. Die Neuerwerbungen Alexander Schlager, Aleksa Terzić, Ratkov und Rückkehrer Nene Dorgeles durften von Beginn an auf den Platz. Dass zunächst kaum Tormöglichkeiten erspielt wurden, schien Freund nicht im Geringsten zu stören. „Alle, die heute das erste Mal von Beginn weg dabei waren, haben es richtig gut gemacht.“ Zudem bekam Tormann Schlager vom Sportdirektor Sonderlob spendiert: „Der Alex mit seiner Ausstrahlung, seiner Leidenschaft und seinem Führungsanspruch tut der Mannschaft richtig gut.“

Neuer Trainer fixiert

Die drängende Trainerfrage werde er „sicher nicht“ alleine beantworten, unterstrich Freund. „Es ist eine ganz wichtige strategische Entscheidung für Salzburg und ich bin nur noch ein Monat da. Ich werde unterstützen, werde mich einbringen, wie ich es immer tue.“ Sein Nachfolger Bernhard Seonbuchner und Geschäftsführer Stephan Reiter müssten ein gutes Gefühl haben. „Aber wir ticken da ähnlich und werden nicht so weit auseinander liegen.“

Tatsächlich war sich das Trio offenbar schnell einig. Schon am Montagnachmittag will man den neuen Cheftrainer in Wals-Siezenheim im Rahmen einer Pressekonferenz vorstellen. Laut Medienberichten stand Gerhard Struber, zuletzt Chefcoach der New York Red Bulls und schon im Frühjahr als Jaissle-Nachfolger im Gespräch, in der Pole­position. Der 46-Jährige wäre eine Salzburger Lösung, seine Trainerkarriere hatte er einst in der Red-Bull-Jugend gestartet, auch bei Farmteam Liefering war er tätig. (stm/ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.