Kunstmarkt

Thaddaeus Ropac: »Ich habe Beuys geholfen, Bäume zu pflanzen«

Thaddaeus Ropac in seiner Galerie am Mirabellplatz in Salzburg. Inzwischen betreibt er auch Standorte in Paris, London und Seoul.
Thaddaeus Ropac in seiner Galerie am Mirabellplatz in Salzburg. Inzwischen betreibt er auch Standorte in Paris, London und Seoul. APA / Barbara Gindl
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Der Österreicher Thaddaeus Ropac gehört zu den Big Playern am Kunstmarkt: Ein Gespräch über naive Anfänge, seine Begegnungen mit Joseph Beuys und Andy Warhol und seine ungebrochene Leidenschaft für Kunst.

In der Salzburger Galerie Ropac wird zum Jubiläum gerade die Ausstellung 1983/2023 gehängt. Der Großteil ist fertig. Galerist Thaddaeus Ropac nimmt sich vor dem Interview Zeit für eine private Führung. Er zeigt Arbeiten aus dem Gründungsjahr im Erdgeschoß, viele davon Leihgaben. Im Obergeschoß sind Werke, die von Künstlern der Galerie für das Jubiläum geschaffen wurden. Der für seine monochromen Porträts bekannte chinesische Künstler Yan Pei-Ming hat für die Ausstellung Ropac porträtiert. Er fühle sich geehrt, sagt der Galerist fast ein wenig verlegen über die Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird. Denn obwohl er inzwischen zu den einflussreichsten Playern des internationalen Kunstgeschehens zählt und Standorte in London, Paris und Seoul betreibt, steht er nicht gerne im Mittelpunkt, sondern ist bescheiden geblieben.

Sie haben sehr jung eine Galerie gegründet. Wie sind Sie zur Kunst gekommen?

Meine Mutter stammt aus Osttirol und dort habe ich den Bildhauer Karl Prantl kennengelernt. Er hat Studenten gesucht, die ihm halfen, Stein zu bearbeiten. Da gab es eine erste Idee, mit Künstlern zu arbeiten, und ich habe daraufhin in Lienz einen kleinen Kunstraum eröffnet und dort österreichische Künstler wie Arnulf Rainer, Oswald Oberhuber und Valie Export gezeigt.

Joseph Beuys gilt aber als Ihr Mentor?

Beuys war prägend für mich. Ich habe seine Installation „Nasse Wäsche“ gesehen, die aus einem Tisch, einer Glühbirne, einem Stück Seife und einem kaputten Stuhl besteht. Das war ein Schock, eine Irritation, faszinierte mich und gleichzeitig ärgerte mich das Unvermögen, das Werk zu verstehen. Ich wollte mehr darüber wissen, also fuhr ich zu Beuys nach Deutschland und bewarb mich um einen Job. Beuys bereitete damals die documenta7 in Kassel und die Zeitgeist-Ausstellung in Berlin vor und konnte helfende Hände brauchen. Also half ich mit, auf der documenta Bäume zu pflanzen. Es war unbezahlt, aber ich durfte miterleben, wie die Arbeit entstand.

Wieso wählten Sie Salzburg für die Galerie?

Eigentlich wollte ich zuerst eine Galerie in Wien gründen. Ich hatte sogar schon Räume. Ich erinnere mich noch an die Adresse: Maria am Gestade 4. Aber ich wurde mit der Atmosphäre in Wien nicht warm. Dann ist mir das Buch „Schule des Sehens“ von Oskar Kokoschka in die Hände gefallen, der 1953 die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg gegründet hat, die sich als Gegenmodell zu den traditionellen Kunstakademien verstand. Ich hatte den Eindruck, dass Kokoschka eine ähnliche Ansicht vertrat wie Beuys. Beuys sagte: Jeder ist Künstler. Kokoschkas Aussage war weniger radikal, aber auch er war der Überzeugung, dass jeder seine kreative Kraft ausleben sollte. Für mich war das der Anlass, nach Salzburg zu fahren. Es war gerade die Zeit der Akademie und der Festspiele und ich fand die Stimmung großartig. Ich konnte nicht ahnen, dass außerhalb der Festspielzeit Salzburg eine kleine Stadt ist. Ich beschloss, eine Galerie zu eröffnen, ohne einen Menschen zu kennen. Mein Budget reichte für kleine Räume im ersten Stock in der Kaigasse über einem US-Army-Shop. Das war 1983.

Wie kamen Sie zu den ersten Werken für die Galerie?

Ich hatte durch den Kunstraum in Lienz schon Kontakte zu österreichischen Künstlern. Aber ich wollte darüber hinaus. Beuys war großzügig gegenüber Menschen, die sich engagie­ren. Ich sagte zu ihm, ich möchte nach Amerika und Andy Warhol kennenlernen. Er nahm einen Zettel und schrieb: „Dear Andy, please meet this talented young man.“ Das war meine Eintrittskarte. Ich lernte Warhol kennen und über Warhol Jean-Michel Basquiat. So kam es dann zu der inzwischen legendären Basquiat-Ausstellung 1984 in Salzburg.

Wie verliefen die ersten Jahre?

Die ersten Jahre waren sehr schwierig. Ich kannte ja niemanden. Die Kunstwelt entdeckte dann, dass da ein junger Galerist in Salzburg spannende Kunst zeigt. Otto Breicha und Wieland Schmied förderten mich und Hans Widrich, damals Pressesprecher der Salzburger Festspiele. Ich erinnere mich gut, Basquiat schickte mir für die Ausstellung ein großes Werk. Das war auf Holz gemalt und so groß, dass ich es nicht durch das Stiegenhaus brachte. Ich war verzweifelt. Ich rief Widrich an. Der junge Schwarze Künstler war noch unbekannt, doch Widrich erkannte, dass das spannend ist und machte den Vorschlag, das Werk im Festspielhaus zu zeigen. Das war für mich der Ritterschlag.

Wann stellte sich der Erfolg ein?

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