Klimaziele: Autos könnten bis 3600 Euro teurer werden

Symbolbild CO2
Symbolbild CO2(c) EPA (Mario Behnke)
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Geht es nach der EU, sollen Autos künftig nur mehr 95 Gramm CO2 pro Kilometer emittieren. Doch wie wird der Wert berechnet?

Die EU hat sich zum Ziel gesetzt, den Ausstoß von Kohlendioxid bei Autos bis 2020 auf durchschnittlich 95 Gramm pro Kilometer (derzeit 130 g/km) zu senken, um ihre Klimaziele zu erreichen. Was diese Maßnahme für die Kosten eines Pkw im Durchschnitt bedeutet, hat das deutsche Institut für Kraftfahrzeuge an der Uni Aachen (IKA) ausgerechnet, berichtet "welt.de". Die Anschaffungskosten würden demnach um 2800 bis 3600 Euro steigen. Verantwortlich für die höheren Kosten sind z. B. teure Leichtbaustoffe, Start-/Stoppsysteme, Batterien und Motoren für Elektrozusatzantriebe bzw. Hybridantriebe.

Die EU-Kommissarin für Klimapolitik, Connie Hedegaard, geht davon aus, dass sich die höheren Anschaffungskosten durch den geringeren Spritverbrauch der Fahrzeuge amortisieren. Dem widerspricht das IKA. Die Ersparnis liege laut dem Institut bei einer Nutzung des Fahrzeugs über sechs Jahre nur bei 1900 Euro. Den Rest der Mehrkosten müssen entweder die Autokäufer bezahlen oder die Autohersteller von ihren Margen abziehen.

"Perfider Trick"

Die Diskussion über den CO2-Wert läuft derzeit auf Hochtouren. Die deutsche Bundesregierung versucht, die Grenze zugunsten der für das Land wichtigen Autoindustrie aufzuweichen. So gibt es noch Unklarheiten, wie der durchschnittliche Ausstoß von 95 g/km überhaupt berechnet werden soll. Die EU definiert den Grenzwert als Wert, der sich "aus dem durchschnittlichen Ausstoß aller Neuwagen im gesamten Flottendurchschnitt eines Autoherstellers" ergibt. Doch wie werden z.B. Elektroautos berücksichtigt? In den USA werden sie in der Gesamtauswertung doppelt gezählt. In der EU ist derzeit vom Faktor 1,3 die Rede.

Der Verkehrsclub Deutschland spricht im Zusammenhang mit der Anrechnung von Elektroautos von einem "perfiden Trick, um die tatsächlichen CO2-Bilanzen der Hersteller schön zu rechnen". Und tatsächlich steht fest: Je mehr Elektroautos ein Hersteller verkauft, umso mehr "Dreckschleudern" kann er künftig straffrei produzieren.

Hersteller schummeln

Neben offenen Fragen zur Berechnung des Flottenwerts gibt es auch noch solche zur Messung des CO2-Wertes. Eine aktuellen Studie der EU-Kommission ergab, dass europäische Autobauer ihre Fahrzeugtests so gestalten, dass der Sprit-Verbrauch auf dem Papier deutlich geringer ist als in der Realität.  So würden für die Tests spezielle Reifen verwendet oder auf unrealistisch glatten Straßen gefahren. Das könnte ein Drittel der CO2-Reduktion bei Neufahrzeugen der vergangenen zehn Jahr erklären, heißt es in der Studie. Die EU-Kommission arbeitet derzeit an neuen Standards: Neue Tests ab 2016 sollen Ungenauigkeiten abschwächen.

Die tatsächlichen Mehrkosten für Autoproduzenten und -käufer werden also erst feststehen, wenn die Unklarheiten bei der Berechnung des CO2-Ausstosses beseitigt sind.

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