Die Suche nach Pferdefleisch war in Island auf überraschende Weise erfolglos: In einer Pastete war gar kein Fleisch.
Reykjavik. Die gute Nachricht für die isländischen Konsumenten war, dass die getesteten Fleischprodukte keine Spuren von Pferdefleisch enthielten. Die schlechte: Es war auch kein Rindfleisch drin. Und kein Schwein, kein Lamm, kein Huhn. Die Fleischpastete des isländischen Herstellers Gædakokkar soll laut ihrer Warenbeschreibung zu 30 Prozent aus Rindfleisch bestehen. Doch als die Lebensmittelkontrolle die Pastete untersuchte, fand sie kein Fäserchen Fleisch.
„Ich stehe da und kratze mich am Kopf“, gibt sich Fabrikseigner Magnus Nielsson verblüfft. „Das kann es doch nicht geben.“ Bewussten Schwindel schließt er aus. Er kauft „bearbeitetes Rindfleisch“ von einer Schlachterei, doch dass diese ihm fleischfreies Fleisch untergejubelt hat, kann er sich nicht vorstellen. Dass seine Arbeiterinnen die essenzielle Zutat einfach vergessen haben? „In einen 80-kg-Topf müssen 20 kg Fleisch“, sagt Nielsson. „Da sieht doch jeder, wenn etwas fehlt.“
„Vegetarisch“ keine Option
Die Lebensmittelbehörde testete im Zusammenhang mit der Pferdefleischaffäre 16 zufällig ausgewählte Produkte verschiedener Lieferanten. Zwar ist der Verzehr von Pferdefleisch in Island ganz normal, doch man will wissen, was man vorgesetzt bekommt. Insofern waren die Tests erfolgreich: In keiner der Proben wurde Pferde-DNA gefunden. Dafür gab es mangelhafte Deklarationen aller Art, auch bei Gædakokkar: Fleischbällchen zum Beispiel, die halbe-halbe aus Lamm und Rind bestehen sollten. Es war aber kein Rind drin.
In diesem Fall räumt Nielsson den Fehler ein: „Unsere Schuld. Wir mengten früher Rindfleisch bei, um den Fettgehalt zu senken, dann bekamen wir magereres Lammfleisch und verzichteten auf das Rind, ohne die Beschriftung zu ändern.“ Doch was mit seiner Fleischpastete passiert ist, stellt ihn immer noch vor ein Rätsel. Hat das Sojaprotein, das einer der Bestandteile ist, den Fleischgehalt vorgetäuscht? Nielsson glaubt an eine Fehlmessung, doch die Behörde hält an ihren Resultaten fest.
Die Pastete künftig als vegetarisches Gericht ins Sortiment aufzunehmen, lehnt der Produzent ab. Es soll ein einmaliger Lapsus bleiben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2013)