Rund 100 Mitarbeiter – ein Viertel der Belegschaft in Tirol – sind von der Konzentration der Standorte betroffen. Für Bordbetriebsrats-Chef Karl Minhard bedeutet das die Umkehr des kritisierten Betriebsübergangs.
[Innsbruck/Wien] "Innsbruck, ich muss dich lassen": Ob die 100 betroffenen Beschäftigten der AUA-Regionaltochter Tyrolean schon das berühmte Lied von Heinrich Heinrich Isaac und Kaiser Maximilian I. anstimmen? Höchstwahrscheinlich - denn die jüngste Maßnahme zur Kostenreduktion lässt in Tirol die Wogen hochgehen. Nach dem im Vorjahr gestarteten Betriebsübergang des Flugbetriebs von der AUA auf die Tyrolean - die Kernmaßnahme zur Sanierung der defizitären Fluglinie - werden auch Doppelgleisigkeiten abgebaut. Neu ist, dass auch die komplette Verwaltung der Tyrolean mit dem neuen Geschäftsführer, Klaus Froese, nach Wien übersiedelt. Betroffen sind 100 der 400 Tyrolean-Mitarbeiter, die in Tirol arbeiten.
Der jüngste Schritt geht über die bisherigen Konzentrationsmaßnahmen hinaus. Sie sollen zehn Mio. Euro Einsparungen bringen, es werden dadurch 150 Stellen abgebaut. Dazu gehört unter anderem die Konzentration der Flugleitzentrale in Wien, während die Flugadministration in Innsbruck verbleiben sollte. Jetzt kommt die Crew- und Verkehrssteuerung ganz nach Wien. In Innsbruck bleiben unter anderem die Tyrolean-Technik/Flugzeugwartung (vor allem für die Dash-Flotte), die Crewbasis sowie das Callcenter.
„Die Entscheidung ist mutig und schmerzhaft", sagt dazu AUA-Boss Jaan Albrecht. „Klaus Froese hat nach wenigen Wochen intensiver Analyse das ursprüngliche Konzept erweitert." Froese selbst argumentiert, dass die meisten Tyrolean-Mitarbeiter ohnedies in der Luft - oder in Wien - arbeiteten. Da sei es nur logisch, die Verwaltung auch in Wien zu bündeln.
Den betroffenen Mitarbeitern wird angeboten, nach Wien zu übersiedeln. Für jene, die das nicht mitmachen wollen oder können, wird es einen Sozialplan geben. Die AUA hatte zum Jahresende 2012 6236 Mitarbeiter, davon arbeiten 400 in Innsbruck.
"Schubumkehr" nach Wien?
Der Schritt, der nicht ganz überraschend kommt und von den Tirolern bereits befürchtet worden war, birgt noch eine interessante Facette. Denn für AUA/Tyrolean-Bordbetriebsrats-Chef Karl Minhard ist die Konzentration in Wien nicht nur „logisch". Sie bedeutet auch, dass nicht mehr von einem Betriebsübergang von der AUA auf die Tyrolean gesprochen werden könne. „Es ist eher umgekehrt - der Betriebsübergang findet von der Tyrolean auf die AUA statt", sagt er zur „Presse". Höchstens könne man von einer Zusammenführung der beiden Airlines sprechen.
Minhards Überlegung hat einen handfesten Hintergrund: Der Betriebsrat hat mit Rückendeckung der Gewerkschaft Vida den mit 1. Juli 2012 vollzogenen Betriebsübergang vehement bekämpft und tut das noch immer. Beim Obersten Gerichtshof (OGH) ist eine Feststellungsklage auf Nichtigkeit des Betriebsübergangs, die Nachwirkung des AUA-Bord-Kollektivvertrags und die Weitergeltung aller Betriebsvereinbarungen sowie das Austrittsrecht aus dem Unternehmen wegen wesentlicher Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen anhängig. Das richtungsweisende Urteil könnte laut Minhard im April fallen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2013)