Das größte Risiko aus der Perspektive der Troika ist der wirtschaftliche Verfall Zyperns. Für den Zeitraum 2013–2014 rechnen die Experten mittlerweile mit einer kumulierten Rezession von 13 Prozent
Brüssel/La. Gut vier Monate ist es her, dass Zypern durch einen internationalen Hilfskredit samt „Haircut“ für seine Bankkunden vor dem Staatsbankrott gerettet wurde – der richtige Zeitpunkt also für einen Rückblick auf das bisherige Geschehen. Diesen lieferte am Mittwoch die Troika der internationalen Geldgeber – EU, EZB und IWF – in ihrer ersten Manöverkritik. Die Experten des „dynamischen Trios“ hielten sich bis gestern in Nikosia auf, und ihr Fazit lautet: Zypern ist auf gutem Wege, alle Reformzusagen zu erfüllen.
Zum Verhängnis wurde der Mittelmeerinsel ihr aufgeblähter Finanzsektor – nicht nur russische Oligarchen nutzten Zypern als diskretes Offshore-Paradies. Zu ihrer besten Zeit beliefen sich die Bilanzen der Banken auf das Achtfache der zypriotischen Wirtschaftsleistung. Als die Institute in Schieflage gerieten (Auslöser der Krise waren wieder einmal faule Kredite), war der Staat nicht in der Lage, diese Schuldenlast zu stemmen – woraufhin die EU Ende März einen Tabubruch wagte und Nikosia dazu zwang, die zweitgrößte Bank des Landes zu liquidieren und die Inhaber großer Konten an den Kosten der Rettung zu beteiligen. Im Gegenzug steuerten die internationalen Retter zehn der insgesamt 16 benötigten Milliarden Euro bei.
„Alle fiskalischen Vorgaben sind erfüllt worden“, schreibt die Troika in ihrem Bericht. Zyperns Haushalt sei konsolidiert, Nikosia budgetiere mit Umsicht, auch die Kapitalkontrollen würden schrittweise gelockert – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass der Bankensektor „stabilisiert“ werden konnte. Am Dienstag schloss Nikosia die Sanierung der größten Bank des Landes offiziell ab, die Kernkapitalquote der Bank of Cyprus liegt nun bei zwölf Prozent.
Das größte Risiko aus der Perspektive der Troika ist der wirtschaftliche Verfall Zyperns. Für den Zeitraum 2013–2014 rechnen die Experten mittlerweile mit einer kumulierten Rezession von 13 Prozent – Ende März waren die Erwartungen noch bei minus drei BIP-Prozent gelegen.
Damit die nächste Tranche des Hilfskredits überwiesen werden kann, müssen Euro-Gruppe und IWF den Report absegnen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2013)