Ecuador

Festnahmen nach Mord an Präsidentschaftskandidaten in Ecuador

Der Wahlkampf-Gegner Fernando Villavicencio wurde am Mittwoch nach einer Veranstaltung erschossen.
Der Wahlkampf-Gegner Fernando Villavicencio wurde am Mittwoch nach einer Veranstaltung erschossen. Reuters / Karen Toro
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Der amtierende ecuadorianische Präsident Lasso bat bei der Ermittlung in der Ermordung von Fernando Villavicencio das FBI um Unterstützung. Er schrieb das Attentat „kriminellen Gruppen“ zu.

Nach dem tödlichen Attentat in Ecuador auf den Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio sind sechs Kolumbianer als Tatverdächtige festgenommen worden. Auch ein mutmaßlicher Angreifer, der bei dem Attentat in einem Schusswechsel mit Leibwächtern getötet worden war, sei Kolumbianer, sagte Ecuadors Innenminister Juan Zapata am Donnerstag.

Er schrieb das Attentat „kriminellen Gruppen“ zu, ohne dies zu konkretisieren. In die weiteren Ermittlungen soll die US-Bundespolizei FBI eingeschaltet werden.

60 Tage Ausnahmezustand in Ecuador

Der Staatschef des südamerikanischen Landes, Guillermo Lasso, rief am Donnerstag als Reaktion auf den Mordanschlag für 60 Tage den Ausnahmezustand aus. Diese Maßnahme erlaubt es dem Militär, in den Straßen zu patrouillieren. Damit soll für die Sicherheit der weiterhin für den übernächsten Sonntag geplanten Präsidentschafts- und Parlamentswahlen gesorgt werden.

Im gesamten Staatsgebiet seien die Streitkräfte mobilisiert worden, um die Sicherheit der Bürger, die Ruhe sowie freie und demokratische Wahlen zu gewährleisten, erklärte Lasso. Er machte Mitglieder der „organisierten Kriminalität“ für den Mord an Villavicencio verantwortlich. Zugleich sprach er auch von einem „politischen Verbrechen mit terroristischem Charakter“ und fügte hinzu: „(...) wir bezweifeln nicht, dass dieser Mord ein Versuch ist, den Wahlprozess zu sabotieren.“

Der zur politischen Mitte gehörende Präsidentschaftskandidat Villavicencio war ein auf die Aufdeckung von Korruption spezialisierter Journalist und Ex-Abgeordneter. Ihm waren aufgrund der jüngsten Umfragen Chancen zugeschrieben worden, Staatschef zu werden.

FBI hilft bei Ermittlungen

Lasso verfügte nach dem Attentat eine dreitägige Staatstrauer. Im Onlinedienst X, der früher Twitter hieß, teilte er mit, dass er die US-Bundespolizei FBI um Hilfe bei den Ermittlungen gebeten habe. Diese habe „unsere Bitte angenommen, und in den nächsten Stunden wird eine Delegation im Land eintreffen“, fügte er hinzu.

Der seit 2021 amtierende Präsident hatte im Mai das Parlament aufgelöst, was er mit einer „schweren politischen Krise und inneren Unruhen“ begründete. Lasso entging damit einem Amtsenthebungsverfahren wegen Korruptionsvorwürfen. Bei der vorgezogenen Wahl am 20. August tritt er nicht mehr an.

Villavicencio war einer der aussichtsreicheren Kandidaten

Villavicencio, der zu den aussichtsreichsten von insgesamt acht Präsidentschaftskandidaten zählte, war am Mittwochabend nach einer Wahlkampfveranstaltung auf dem Weg zu seinem Auto in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Durch die Schüsse wurden zudem einer der mutmaßlichen Angreifer getötet sowie neun andere Menschen verletzt.

Der 59-jährige Villavicencio hatte an einer Untersuchung zur Aufdeckung eines umfangreichen Korruptionsnetzwerks mitgewirkt, in das der ehemalige linksgerichtete Staatschef Rafael Correa verwickelt war. Correa, der das Land zwischen 2007 und 2017 regierte, kam infolge der Recherchen vor Gericht. Der Ex-Präsident floh nach Belgien und wurde in Abwesenheit zu acht Jahren Gefängnis verurteilt.

Im Parlament hatte Villavicencio den Vorsitz der Aufsichtskommission inne, die zu Beginn des Jahres die Amtsenthebung von Präsident Lasso wegen eines mutmaßlichen Korruptionsfalls forderte. In der Woche vor seinem Tod hatte Villavicencio mehrmals über Drohungen des Anführers der Bande Los Choneros gesprochen, er stand deshalb unter Polizeischutz. Die Bande steht mit dem organisierten Drogenhandel in Verbindung. (APA/AFP)

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