Konjunkturindikator

Russische Notenbank nach Rubel-Talfahrt unter Zugzwang

Wechselkurse, zu sehen am Wochenende in Moskau.
Wechselkurse, zu sehen am Wochenende in Moskau.Reuters / Evgenia Novozhenina
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Die Marke von 100 für einen Dollar wurde erstmals seit März 2022 überschritten. Aus diesem Grund wurde eine Krisensitzung einberufen.

Vor dem Hintergrund der jüngsten Rubel-Talfahrt hat die russische Notenbank eine Krisensitzung einberufen, die am Dienstag eine Zinserhöhung bringen dürfte. Zu den Beschlüssen soll es am Dienstag um 09.30 Uhr (MESZ) eine Pressemitteilung geben, wie die Zentralbank am Montag mitteilte.

Die nächste reguläre Sitzung wäre erst am 15. September gewesen. Offenbar brachte der jüngste Verfall des Rubel die Notenbank nun unter Zugzwang, die bereits für die reguläre Sitzung eine Zinserhöhung signalisiert hatte.

Die Landeswährung war zwischenzeitlich auf 101,75 Rubel gegenüber dem Dollar gefallen und damit so schwach wie seit fast 17 Monaten nicht mehr. Die Ankündigung der Krisensitzung der Notenbank gab der Währung wieder Halt: Der Rubel festigte sich wieder bei 98,60 gegenüber der US-Währung.

Hauptursache. „Lockere Geldpolitik“

Maxim Oreschkin, der Wirtschaftsberater von Präsident Wladimir Putin, hatte in einem Kommentar betont, der Kreml wolle einen starken Rubel sehen und erwarte eine baldige Normalisierung. Dies galt als Fingerzeig, dass die Zentralbank bereits vor ihrer nächsten geplanten Zinssitzung Mitte September aktiv werden sollte. „Die Hauptursache für die Schwächung des Rubel und die Beschleunigung der Inflation ist die lockere Geldpolitik“, schrieb Oreschkin.

Die Währungshüter in Moskau hatten den Leitzins im Juli erstmals seit den Anfängen der Invasion der Ukraine wieder erhöht - und dies überraschend kräftig um einen vollen Punkt auf 8,5 Prozent. Die Teuerungsrate ist im Juli mit 4,3 Prozent über die von der Zentralbank angestrebte Marke von 4,0 Prozent hinausgeschossen. Die Notenbank rechnet damit, dass sie dieses Jahr bei 5,0 bis 6,5 Prozent landen wird und erst 2024 zum Stabilitätsziel zurückkehren wird.

Mit den steigenden Inflationsgefahren geht die Schwäche des Rubel einher, gegen die die Notenbank mit dem Verkauf von Devisenbeständen ankämpft. Die Währungshüter haben mit einer flexiblen Zinsreaktion maßgeblich dazu beigetragen, die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Konflikts und der westlichen Sanktionen gegen Russland abzufedern. (APA/Reuters)

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