Nach der Dayli-Pleite zeigen die handelnden Protagonisten ihr wahres Gesicht.
In der Stunde der Wahrheit hilft nur eines: lügen, lügen, lügen. Der Ratschlag aus dem Krisen-PR-Einmaleins dürfte nun offenbar auch nach der Großpleite von Dayli zur Anwendung kommen. Über die Medien schieben sich „Sanierer“ Rudolf Haberleitner und sein Partner Martin Zieger gegenseitig die Schuld zu. Die Schlammschlacht gipfelt gar darin, dass sich die beiden in der zwielichtigen Affäre um einen verschwundenen Koffer mit einer Million Bargeld gegenseitig beschuldigen. Zwei Versionen. Einer betreibt Krisen-PR.
Nachdem 3500 Mitarbeiterinnen ihre Arbeit verloren haben und Lieferanten auf millionenschweren Forderungen sitzen geblieben sind, geht es ehemaligen Eigentümern um persönliche Befindlichkeiten.
Es ist ein äußerst peinliches Schauspiel. Aber es macht auf grausame Weise sichtbar, wie leicht man sich offenbar einen großen Handelskonzern mit hunderten Filialen und tausenden Beschäftigten unter den Nagel reißen kann. Schon jetzt dürfte klar sein, dass die Pleite nicht nur das Insolvenzgericht beschäftigen wird.
Nicht nur die Rolle der „Sanierer“ und „Kassierer“ sollte aufgeklärt werden. Es geht auch um die Frage, wer vor einem Jahr die damals noch halbwegs profitable Schlecker-Tochter in Österreich einem Mann anvertraut hat, der – nobel ausgedrückt – nicht gerade den Ruf eines ausgewiesenen Handelsexperten genießt.
Vieles liegt noch im Dunkeln. Und die Stunde der Wahrheit kann eine Ewigkeit dauern.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.08.2013)