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Herkunft von Lebensmitteln kennzeichnen? Gastronomie ist uneins

Die Landwirtschaftskammer sieht die Herkunftskennzeichnung als Gebot der Stunde, die Salzburger Wirtschaftskammer als unglaublichen bürokratischen Aufwand.
Die Landwirtschaftskammer sieht die Herkunftskennzeichnung als Gebot der Stunde, die Salzburger Wirtschaftskammer als unglaublichen bürokratischen Aufwand.APA / Georg Hochmuth
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Manche machen es schon jetzt, für andere ist der bürokratische Aufwand zu hoch. In der Gastronomie ist man bei der Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln gespalten. In Kantinen ist sie ab September verpflichtend.

Ab 1. September müssen Kantinen in Österreich die Herkunft von Fleisch, Milch und Eiern kennzeichnen. Eine solche Regelung wird auch für die Gastronomie gefordert. Der Gastronom und frühere Neos-Abgeordnete Sepp Schellhorn wehrt sich dagegen, weil er den bürokratischen Aufwand für zu hoch hält, wie er im Ö1-„Mittagsjournal“ sagte. Erich Mayrhofer, Inhaber des Landgasthofes Bärenwirt, versteht die Aufregung wiederum nicht. Auch innerhalb der ÖVP ist man sich uneins.

Landwirtschaftskammerchef Josef Moosbrugger sieht nach dem jüngsten Kebab-Skandal, bei dem verdorbenes Hühnerfleisch zu 27 Salmonellenvergiftungen führte und für einen 63-Jährigen sogar tödlich endete, das Gebot der Stunde. Was für Kantinen gelte, müsse auch für Wirtshäuser verpflichtend sein, fordert Moosbrugger.

Speisekarten-Schreiben werde zum „Horror“

Dem widerspricht Hotelier und Gastronom Schellhorn. In seinem großen Betrieb in Salzburg bräuchte er jemanden im Büro, der jeden Tag schreibe, woher das Fleisch sei, sagte Schellhorn am Dienstag in dem Beitrag des Ö1-„Mittagjournals“ des ORF-Radios. Österreich sei schlicht zu klein, um die Bedürfnisse der Gäste mit ausschließlich heimischen Produkten zu befriedigen, räumte Schellhorn ein. Wer möge, solle seine Produkte freiwillig kennzeichnen. Eine Verpflichtung für alle sei aber abzulehnen.

Ins gleiche Horn stößt der Fachgruppenobmann der Sparte Gastronomie der Salzburger Wirtschaftskammer, Ernst Pühringer. „Für viele Kolleginnen und Kollegen wäre das ein unglaublicher bürokratischer Aufwand, das Speisekarte-Schreiben ein Horror“, wird Pühringer von „Salzburg24“ zitiert.

„Wir machen das seit 20 Jahren“

Anders sieht es Mayrhofer vom Landgasthof Bärenwirt in Niederösterreich. „Wir machen das schon seit fast 20 Jahren, dass wir unsere Lieferanten in der Speisekarte stehen haben.“ Die Ablehnung erklärt sich Mayrhofer damit, dass bei gewissen Lokalen ein Preiskampf da sei, günstige Menüs auf den Tisch zu bringen.

Neben Landwirtschaftskammer, Grünen und Tierschutzorganisationen ist auch die SPÖ für eine Ausweitung der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung auf die Gastronomie. SPÖ-Konsumentenschutzsprecher Christian Drobits fordert zudem eine Tierhaltungskennzeichnung. (APA)

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