Analyse

Brics wächst um sechs Länder und Putin nützt den Gipfel für Propaganda

Russlands Präsident Putin war nur per Video zum Gipfel in Südafrika zugeschaltet.
Russlands Präsident Putin war nur per Video zum Gipfel in Südafrika zugeschaltet. Reuters / Sputnik
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Der Gipfel in Johannesburg offenbart Rivalitäten, vor allem zwischen China und Indien. Abseits ihres Eintretens für eine multipolare Welt eint die kleine, doch bevölkerungsreiche Staatengruppe wenig. Doch sie wächst weiter: sechs neue Staaten werden in die Brics-Gruppe eingeladen.

Schon die Anreise der Staatsoberhäupter zum Brics-Gipfel in Südafrika endete in einem diplomatischen Eklat. Am Dienstag landete Indiens Premierminister Narendra Modi an der Waterkloof-Militärbasis in Pretoria – und weigerte sich, aus dem Flieger zu steigen. Denn Gastgeber Südafrika hatte lediglich einige Minister und nicht den Präsidenten höchstselbst für den Flughafen-Empfang des Staatsoberhaupts mit Großmachtambitionen geschickt. Ein Affront. 

Zumal Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa ausgerechnet deshalb verhindert war, weil er vor dem Brics-Gipfel noch schnell Chinas Präsident Xi Jinping zum Staatsbesuch empfangen hat – Indiens großen Rivalen in Asien. Da saß der stolze Modi also beleidigt in seinem Flugzeug und ließ sich erst zum Aussteigen bewegen, als Ramaphosa eilig seinen Vizepräsidenten zum Flughafen entsandte. So viel zur vielbeschworenen Freundschaft innerhalb der Staatengruppe, die sich in Johannesburg als Gegenpol zur G7 inszenieren.

Umjubelter Video-Auftritt

Der diplomatische Fauxpas offenbart, warum der Fortschritt der Brics bei ihrer Erweiterung und Verzahnung langsamer ist, als es sich besonders ihre Schwergewichte China und Russland wünschen. Der Handel zwischen den fünf Brics-Ländern ist enorm gewachsen, sie stellen über 40 Prozent der globalen Bevölkerung und ein Viertel der Weltwirtschaft. Doch die von Brasilien forcierte gemeinsame Handelswährung, mit der die De-Dollarisierung vorangetrieben werden soll, hatte es mangels absehbarer Umsetzbarkeit nicht auf die Agenda geschafft. 

Und eine für den Mittwochmittag angekündigte Erklärung, in der man auf die Modalitäten für die Erweiterung der Brics-Staaten Bezug nehmen wollte, ließ zunächst auf sich warten. Am Donnerstag wurde dann offiziell: Man habe sich entschieden, sechs Länder zum 1. Januar 2024 neu aufzunehmen, teilte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa als Gastgeber des Brics-Gipfels in Johannesburg mit. Eingeladen würden Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudiarabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Ob sich an der Abkürzung „Brics“, die für die Anfangsbuchstaben der fünf Gründungsstaaten stehen, etwas ändert, war vorerst nicht bekannt.

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