Ukraine

First Lady Olena Selenska gibt emotionales Interview: „Mein Sohn vermisst seinen Vater“

Olena Selenska hier auf einem Archivbild in der ukrainischen Botschaft in Israel.
Olena Selenska hier auf einem Archivbild in der ukrainischen Botschaft in Israel. Imago / President Of Ukraine \ Apaimages
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Die 55-jährige First Lady der Ukraine erzählt, wie schwierig das Familienleben in Zeiten des Kriegs sei. Auch sie und ihre beiden Kinder seien zur Zielscheibe des Kreml geworden.

Olena Selenska, die Frau das ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskij, hat über das schwierige Familienleben angesichts des russischen Angriffskriegs gesprochen. In einem sehr persönlichen Interview mit der britischen BBC erzählte die 55-Jährige etwa, dass die Familie nicht so viel Zeit miteinander habe wie gewünscht.

„Das ist vielleicht etwas egoistisch, aber ich brauche meinen Mann – nicht als historische Figur, sondern an meiner Seite“, so Selenska in dem Interview, das an einem unbekannten Ort in der Ukraine geführt wurde. Sie seien aber beide stark, emotional und körperlich. „Und ich bin sicher, dass wir es zusammen schaffen werden.“

Als Russland im Februar 2022 in die Ukraine einmarschierte, versteckte sich Selenska mit ihren Kindern und verbrachte einige Monate an verschiedenen geheimen Orten. Ihren damaligen emotionalen Zustand bezeichnet sie heute als „konstanter Adrenalinstoß“. Mit der Zeit wurde ihr klar, dass es „nötig wäre, sich zu beruhigen“ und ihr Leben unter den „existierende Umständen“ zu beginnen.

„Leben nicht als Familie zusammen“

Als die Interviewer auf ihre Kinder zu sprechen kommen, wird sie emotional. Selenska und ihr Mann haben zwei Kinder, eine 19 Jahre alte Tochter und einen zehn Jahre alten Sohn. Die Familie lebe nicht mit ihm zusammen, sagte Selenska. „Wir haben Gelegenheit, einander zu sehen, aber nicht so oft wie wir es gerne würden. Mein Sohn vermisst seinen Vater.“

Es schmerze auch zu sehen, dass ihre Kinder in einem so jungen Alter keine Pläne machen könnten. „Sie träumen vom Reisen, von neuen Erfahrungen, Gefühlen.“ Ihre 19-jährige Tochter „hat eine solche Gelegenheit nicht“. Es gebe Grenzen für das, was man sich erlauben könne, und sie versuchten, innerhalb dieser Grenzen zu leben.

Seit der Uni ein Paar

Mitten im Interview geht der Luftalarm los, doch Selenska bleibt ruhig und wartet, bis die Sirene wieder verstummt. Danach spricht sie weiter. Das sei eben der Alltag für alle Menschen in der Ukraine. Ihr sei auch voll bewusst, dass sowohl ihre Kinder als auch sie Zielscheibe des Kreml seien.

Die Selenskijs sind zur selben Schule in der südlichen Ukraine gegangen, lernten sich aber erst an der Uni kennen und wurden ein Paar. Beide begannen in derselben Comedy-Truppe zu arbeiten, er als Schauspieler, sie als Drehbuchautorin. Sie habe sich immer gewünscht, dass ihr Mann immer an ihrer Seite bleibe. Doch er habe „wirklich die Energie, den Willen und die Kraft, die Inspiration und die Sturheit diesen Krieg durchzustehen“.

Und: „Ich glaube an ihn. Und ich unterstütze ihn. Ich weiß, dass er genug Stärke hat. Für jeden anderen wäre diese Situation viel schwieriger. Er ist wirklich eine starke und widerstandsfähige Persönlichkeit. Und seine Widerstandfähigkeit ist, was wir jetzt alle brauchen.“

Selenska nimmt verschiedene repräsentative Aufgaben wahr. Die mentale Gesundheit ihrer Landsleute ist ihr ein besonderes Anliegen. Dazu plant sie derzeit eine große Konferenz in Kiew, der britische Schauspieler Stephen Fry unterstützt sie dabei.

„Hätte nie gedacht, diese Rolle einnehmen zu müssen“

„Ich hoffe wirklich, dass ich andere inspirieren und Rat und Hoffnung geben kann. Ich selbst bin Beispiel dafür, wie wir arbeiten und wie wir uns vorwärtsbewegen. Wir alle wissen nicht, was uns erwartet“, so die First Lady. „Niemande hat gedacht, dass es möglich sei, dass im 21. Jahrhundert mitten in Europa ein Krieg ausbrechen könnte, der so grausam ist. Ein blutiger Krieg. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich diese Rolle einnehmen müsste.“

„Wir haben die große Hoffnung auf einen Sieg, aber wir wissen nicht, wann. Und dieses lange Warten, der dauernde Stress, fordert seinen Tribut.“

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