Die Masseverwalter haben die Korruptionsstaatsanwaltschaft eingeschaltet und ihr auf Wunsch der Behörde Material übergeben.
Wien/Eid. Der insolvente Baukonzern Alpine entwickelt sich nicht nur zu einem Milliardengrab, die Pleite beschäftigt inzwischen auch die Justiz. Sowohl der Masseverwalter des Bauunternehmens, Stephan Riel, als auch jener der Alpine-Holding, Karl Engelhart, haben die Korruptionsstaatsanwaltschaft eingebunden und ihr auf Wunsch der Behörde Material übergeben. Das berichtete Creditreform-Chef Gerhard Weinhofer am Donnerstag nach der ersten Prüfungstagsatzung der „Presse“. Die Tagsatzung wurde übrigens aufgrund der Größe des Falles auf 9.Oktober erstreckt.
Bei der Holding, die als Dachgesellschaft der operativen Baufirma fungierte, ist die Sache deshalb besonders brisant, weil sie die drei Alpine-Anleihen begeben hat. Die Zeichner dieser Bonds dürften, so wie alle anderen rund 9000 Gläubiger, um ihr Geld umfallen. Wie berichtet, wurden bisher laut dem Bericht von Riel 9300 Forderungen im Volumen von 4,1 Mrd. Euro angemeldet. Kreditschützer gehen davon aus, dass diese Summe auf gut fünf Mrd. Euro steigen dürfte. Die Holding allein habe Forderungen über 360 Mio. Euro bei der Baufirma angemeldet, sagte KSV-Experte Hans-Georg Kantner der „Presse“. Demgegenüber konnten bisher nur 95 Mio. Euro aus der Verwertung der Masse erlöst werden.
Klagsreigen wegen Anleihen
Weinhofer geht von weiteren Klagen im Zusammenhang mit den Anleihen aus. Dabei dürfte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) die Interessen der Anleihegläubiger bündeln und auch die Finanzmarktaufsicht (FMA) wegen der Prospektprüfung ins Visier nehmen. Außerdem gehe es um eine mutmaßliche Verletzung der Publizitätspflicht bei der letzten Anleihe.
Riel hat in seinem ersten umfassenden Bericht auch die Gründe für die Megapleite aufgelistet: Die Alpine hat im Auslandsgeschäft dramatische Verluste gebaut und seit 2008 rund eine Mrd. Euro aufgewendet, um diese Löcher zu stopfen. Dieses Geld stammte zum Teil aus den Anleihen, zum Teil aus neuen Schulden. Aufträge ausländischer Töchter sollen in großem Umfang nicht kostendeckend gewesen sein. Allein im Vorjahr sollen die Auslandsprojekte 520 Mio. Euro Verlust verursacht haben. Außerdem hätten die Risikobeurteilung bei Angebotslegung und das Controlling gefehlt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.08.2013)