Drei Besuche im Hohen Haus sind genug, findet Frank Stronach: Am Mittwoch wird der Parteigründer seine Abschiedsrede halten und sein Mandat zurücklegen.
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Sein Ausflug in die österreichische Politik verlief für den Selfmade-Milliardär nicht ganz so, wie er sich das vorgestellt hatte. Das Team Stronach schaffte bei der Wahl auf Anhieb den Einzug in den Nationalrat - allerdings mit einem deutlich schlechteren Ergebnis als erhofft. Immerhin hatte Stronach rund 30 Millionen Euro in den Wahlkampf gepumpt. Der Lohn: nicht einmal sechs Prozent der Wählerstimmen.
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Es folgten massive Turbulenzen in den Landesparteien, in Tirol und Niederösterreich gab es Abspaltungen. Im Oktober gab Stronachs Statthalterin Kathrin Nachbaur (Bild) bekannt, dass sich der Milliardär langsam aus der Partei zurückziehen wird.
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Unbestritten ist Stronachs wirtschaftlicher Erfolg. Neben Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz zählt er zu jenen österreichischen Wirtschaftspropheten, die ihre Heimat erst verlassen mussten, um schließlich aus dem Ausland als umschwärmter Heils- und Geldbringer zurückzukehren.
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In der Steiermark am 6. September 1932 als Franz Strohsack geboren, war er in den 50er Jahren nach Kanada ausgewandert. In der Tasche hatte er angeblich 200 Dollar. In einer kleinen Autowerkstatt in Toronto fand er seinen ersten Job. Sein erstes Unternehmen Multimatic hatte zunächst nur einen Mitarbeiter: Stronach selbst.
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1967 gründete Stronach den Autozulieferer Magna. Der Aufstieg begann. Mit Armaturen, Bremsen und anderem Zubehör setzte er bis Ende der 70er Jahre bereits 150 Mio. Dollar im Jahr um, inzwischen hat der Branchenriese 107.000 Mitarbeiter in 286 Produktionsstätten und 88 Entwicklungszentren in 25 Ländern. Der Ehrgeiz des Firmengründers reicht schon lange über die Produktion von Autoteilen hinaus.
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Es wäre fast schon untertrieben, Stronach als schillernde Unternehmerpersönlichkeit zu beschreiben. Sein Biograf Wayne Lilley urteilte über ihn: "Er ist eine Art Genie und dabei auch immer ein bisschen Clown, alles auf einmal." Die "New York Times" schrieb: "Stronachs herrschaftlicher und oftmals sprunghafter Managementstil hat seine Aktionäre mal bereichert, mal verschreckt." In Kanada zählt Stronach zu den bekanntesten Unternehmern.
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Stronach fand auch Zeit, von 1999 bis 2005 als Präsident der Fußball-Bundesliga zu amtieren. Von 2001 bis 2008 unterstützte er zudem den FK Austria Wien, danach war er bis 2011 Präsident des SC Wiener Neustadt.
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Der stets braun gebrannte Kunstmäzen Stronach inszeniert sich gerne als Erfolgsmensch, der weltweite Absturz der Wirtschaft hat freilich auch ihn hart getroffen. Und auch Übernahmepläne gingen nicht immer auf: Ein halbes Jahr nach dem Scheitern eines Einstiegsversuchs bei Chrysler musste der Zulieferer Magna International auch beim Kauf der europäischen GM-Tochter Opel 2009 eine Schlappe hinnehmen.
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Im Mai 2010 verkaufte Frank Stronach sein kontrollierendes Aktienpaket an die anderen Aktionäre und legte die Funktion des Chairman zurück. Eine Abfertigung von rund 1 Mrd. US-Dollar wurde von Aktionären als zu hoch kritisiert und auch juristisch bekämpft. Daneben und danach versuchte sich Stronach - mehr oder weniger erfolgreich - an weiteren Projekten. Ein Erlebnispark in Form einer Megakugel in Niederösterreich in den 90er Jahren scheiterte ebenso wie ein riesiges Hotelprojekt am Wörthersee und "Frank's Energy Drink". Zudem ist er Eigentümer mehrerer Pferderennbahnen und Rennpferdezüchter. Das "Magna Racino" in Niederösterreich entpuppte sich jedoch als finanzielles schwarzes Loch. Und wegen seines angeblich zu günstigen Kaufes von Schloss Reifnitz in Kärnten ermittelt derzeit die Justiz.
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Im September 2012 gründete Stronach seine Partei. Der Tag werde in die Geschichte der Welt eingehen, sagte er damals. Durch das Überlaufen von fünf BZÖ-Abgeordneten bekam die junge Partei Klubstatus im Nationalrat. Bei den Landtagswahlen in Kärnten und Niederösterreich feierte das Team Stronach Erfolge. Für die Nationalratswahl sagten Umfragen zeitweise 12 Prozent voraus. Die tatsächlichen 5,7 Prozent im September 2013 waren daher ernüchternd für den Austrokanadier.
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Stronach ist verheiratet und hat einen Sohn und eine Tochter (Bild). Dass er nach seinem Ausstieg aus der Politik künftig ausschließlich seinen Ruhestand auf seiner Ranch in Kanada genießt, ist nicht zu erwarten.
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