Klimaschutz

Brüssel will CO2-Speicherung im Boden forcieren

Kanada hat bereits Anlagen für Carbon Capture wie hier in Alberta in Betrieb genommen.
Kanada hat bereits Anlagen für Carbon Capture wie hier in Alberta in Betrieb genommen. Reuters/Todd Korol
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Von der Leyen drängt den neuen Klimaschutz-Kommissar Hoekstra zu der alternativen, aber noch umstrittenen Technologie von Carbon Capture im Boden.

Wopke Hoekstra hat noch nicht einmal sein Amt angetreten, schon hat die Kommissionspräsidentin dem künftigen Klimaschutz-Kommissar eine neue heikle Priorität zugeteilt. Ursula von der Leyen forderte ihn laut einem Bericht der „Financial Times“ auf, die Speicherung von CO2 im Boden (Carbon Capture) als ambitioniertes neues Ziel der Kommission voranzutreiben. Der ehemalige niederländische Außenminister soll im Oktober sein Amt übernehmen und seinen Landsmann Frans Timmermans ersetzen.

Carbon Capture gilt den einen als zukunftsträchtige Technologie, die den Klimaschutz vorantreiben könnte, den anderen aber als Gefahr für Boden und Gewässer sowie als Einladung dazu, die angepeilte Reduzierung von fossilen Brennstoffen hintanzustellen. Selbst Experten sind in der Frage uneins. Forderungen, die Technologie zu forcieren, kamen zuletzt vor allem von Christdemokraten in der EU, zu denen auch der ehemalige Shell-Mitarbeiter Hoekstra und von der Leyen zählen.

Mit der CO2-Speicherung im Boden kann beispielsweise die Klimabilanz der Schwerindustrie oder von Energieversorgern verbessert werden. Das Treibhausgas wird über moderne Filteranlagen aus den Emissionen entnommen, bevor es in die Atmosphäre gelangen kann und danach beispielsweise in ausgebeuteten Gas- oder Erdöllagerstätten sowie im Meeresuntergrund dauerhaft gelagert wird. Das deutsche Umweltbundesamt nennt als Risiko das mögliche kurzfristige oder langfristige Entweichen des CO2. „Das CO2 kann Schadstoffe im Untergrund freisetzen sowie salzige Grundwässer aus tiefen Aquiferen verdrängen. Unter ungünstigen Bedingungen können diese verdrängten salzigen Grundwässer bis in oberflächennahe süße Grundwässer und an die Erdoberfläche gelangen. Dort können sie zu Schäden im Grundwasser, in Böden und Oberflächengewässern führen.“ Eine Speicherung von großen Mengen im tiefen Untergrund könnte zudem die Nutzung des Bodens für andere Technologien – etwa Geothermie – einschränken.

Warnung vor breitem Einsatz

Die EU-Kommission hatte bereits im vergangenen November die Vorlage eines Zeitplans für die Nutzung von Carbon Capture für die Schwerindustrie innerhalb eines Jahres angekündigt. Ein hoher EU-Beamter betonte im Gespräch mit der „Financial Times“, dass die Technologie für die Schwerindustrie sinnvoll sei, da diese sonst ihre Klimaziele nicht einhalten könne. „Aber wir sollten es nicht dort nutzen, wo es andere günstige Reduzierungsalternativen gibt.“

Ende November wird die CO2-Speicherung auch Thema bei der UN-Klimakonferenz in Dubai (UN COP28) sein. Zur gemeinsamen Position dazu gibt es allerdings in der EU noch Differenzen.

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