Fakten-Check: "Noch nie so viel Arbeitslose wie jetzt"

FaktenCheck Noch viel Arbeitslose
FaktenCheck Noch viel ArbeitsloseAPA / Montage DiePresse.com
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BZÖ-Chef Bucher warf dem Kanzler im ORF-Duell vor, dass es noch nie so viele Arbeitslose gegeben habe. Faymann konterte. Wer hat recht?

"Es hat noch nie in der Geschichte der 2. Republik so viele Arbeitslose wie jetzt gegeben", sagte BZÖ-Chef Josef Bucher im ORF-Duell gegen SP-Bundeskanzler Werner Faymann am Dienstagabend. Die Arbeitslosigkeit sei unter Schwarz-Blau mit 5,2 Prozent gegenüber aktuell 4,8 Prozent am höchsten gewesen, erklärte dagegen Faymann. Wer hat recht?

Tatsächlich hat die Arbeitslosigkeit in absoluten Zahlen im Jänner 2013 ihren bisherigen Höchststand erreicht. 410.662 Menschen (inklusive Schulungen) waren ohne Job – so viele wie noch nie in der Zweiten Republik (mehr dazu...). Auch im August kletterte die Arbeitslosenzahl mit 323.111 Jobsuchenden auf ein neues August-Rekordhoch. Das IHS sprach angesichts der aktuellen Zahlen von einem "historisch hohen Niveau".

Aber auch Faymann hat recht. Denn im Jahr 2005 war die Arbeitslosenquote nach internationaler Berechnung mit 5,2 Prozent höher als heute. Allerdings liegen für 2013 noch keine umfassenden Zahlen vor. Und: Österreich steht im EU-Vergleich nach wie vor sehr gut da: Mit einer Arbeitslosenquote von 4,8 Prozent belegt das Land den besten Platz. Bei der Jugendarbeitslosigkeit liegt man mit 9,2 Prozent hinter Deutschland auf Rang zwei.

Für Bucher ist das wiederum ein Irrtum in der Berechnung, wie er im Wahlduell mit Faymann sagte: Man müsse die Frühpensionisten dazu zählen - "wenn sie die alle dazu rechnen, dann sind wir im europäischen Mittelfeld bei 8 - 9 Prozent Arbeitslosigkeit (...) während die in allen anderen Ländern dazu gerechnet werden zur Arbeitslosigkeit".

Hier scheint Bucher etwas durcheinander zu bringen. Nach nationaler Berechnung hat die Arbeitslosenquote z. B. im Jänner - als über 410.000 Menschen ohne Job waren - 9,1 Prozent betragen. Das entspräche den von ihm genannten acht bis neun Prozent. Die EU-Definition der Arbeitslosigkeit hingegen ist im Vergleich dazu eingeschränkt und liegt immer weit unter der nationalen Quote.

Laut Statistik-Austria-Expertin Melitta Fasching ist es auf Anfrage von DiePresse.com zudem nicht üblich, wie von Bucher behauptet, die Frühpensionisten bei den internationalen Berechnungen einfach zu den Arbeitslosenzahlen dazuzurechnen.

Fakten-Check

Serie: Welchen Wahrheitsgehalt haben die Aussagen der Politiker im Nationalrats-Wahlkampf? DiePresse.com prüft im Fakten-Check laufend, ob aufgestellte Behauptungen sachlich richtig oder angestrebte Ziele realistisch zu erreichen sind.

(Red.)

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